Tobias R. tötete gezielt Menschen mit Migrationshintergrund – eine rassistische Tat. Aber war der Täter ein Rechtsextremist? Das BKA meint, das Weltbild von R. sei vor allem von Verschwörungstheorien geprägt. Seine Opfer wählte Tobias R. offensichtlich gezielt aus: Die acht Männer und eine Frau, die er am 19. Februar im hessischen Hanau erschoss, in Shisha-Bars und auf der Straße, hatten alle einen Migrationshintergrund. “Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift”, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Tat gesagt. Dieses Gift sei “schuld an schon viel zu vielen Verbrechen”. In dem 24-seitigen Manifest, das der Attentäter kurz vor seiner Tat ins Internet gestellt hatte, schwadronierte Tobias R. von einer Geheimorganisation, die Gedanken von Menschen manipuliere und sich auch in sein Gehirn eingeklinkt habe. Er schrieb aber auch, gewisse “Volksgruppen, Rassen und Kulturen” seien “in jeglicher Hinsicht destruktiv” und müssten daher “komplett vernichtet” werden. Der Anschlag von Hanau war offensichtlich die Tat eines Mannes, der getrieben war von Verschwörungsideologien, von Verfolgungswahn – und von Rassismus. Ein arbeitsloser Bankkaufmann und begeisterter Sportschütze, der viel Zeit im Internet verbrachte und dort wohl allerlei wirre Thesen aufschnappte. Kein typischer Rechtsextremist? Das Bundeskriminalamt (BKA) arbeitet derzeit an einem Abschlussbericht zum Attentat und kommt dabei nach Recherchen von WDR, NDR und “Süddeutscher Zeitung” zu einem überraschenden Fazit, was den Täter und seine Motivation betrifft: Tobias R. habe zwar eine rassistische Tat verübt, aber sei kein Anhänger einer rechtsextremistischen Ideologie gewesen, so die Analyse des BKA. Er habe seine Opfer vielmehr ausgewählt, um größtmögliche Aufmerksamkeit für seinen Verschwörungsmythos von der Überwachung durch einen Geheimdienst zu erlangen.

via tagesschau: Anschlag von Hanau Rechte Tat, aber kein rechter Täter?

Hanau Heumarkt 2020 Gedenken am Tatort.jpg
Von LumpesegglEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link