Erst sollte es angeblich nur um Einschüchterung gehen, dann um einen Warnschuss. Jetzt räumte Stephan Ernst ein: Er wollte Lübcke gemeinsam mit einem Kompagnon ermorden. Es war eine zähe Befragung, ehe Stephan Ernst so weit war, den Vorsatz zum Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke zu gestehen. Sie zog sich über mehrere Stunden an zwei Verhandlungstagen vor dem Oberlandesgericht Frankfurt hin. (…) Am Freitag nun hakte der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel nach, warum die beiden Täter unmaskiert auf Lübcke zugegangen seien und damit das Risiko in Kauf genommen hätten, dass er sie später identifizieren könne. Hätten sie sich nicht maskiert, „weil auf jeden Fall Herr Lübcke sterben sollte?“, fragte Sagebiel. Ernst antwortete nach einer kurzen Beratung mit seinem Verteidiger Mustafa Kaplan: „Ja, das ist so, wie Sie sagen.“ Ernst hatte sich nach seinen Worten Mitte April und Mitte Mai mit H. getroffen, um die Tat für den 1. Juni 2019 zu planen – den Abend der Kirmes in Wolfhagen-Istha, an dem laute Musik den Schuss übertönte. Ob H. beim ersten Treffen gesagt habe „Du schießt in jedem Fall?“, fragten die Richter. „Ja“, antwortete Ernst. Die beiden Rechtsextremisten hatten sich nach Ernsts Angaben 2003 bei der Bahnfahrt zu einer Demonstration kennengelernt und sich angefreundet. Im Jahr 2009 will Ernst aus der Neonazi-Szene ausgestiegen sein. Bisher hatte er ausgesagt, dass er H. erst 2014 in dem Betrieb wiedergetroffen habe, in dem beide arbeiteten, und sich dann erneut radikalisiert habe. Daran gibt es erhebliche Zweifel. Am Freitag konfrontierte ihn das Gericht mit den Recherchen der Bundesanwaltschaft, wonach beide Männer bereits seit 2011 gemeinsam in dem Kasseler Unternehmen gearbeitet hätten. Ernst räumte ein, möglicherweise sei man sich schon dann wieder begegnet. Es sei auch möglich, dass H. ihn bereits 2011 oder 2012 zum gemeinsamen Schießen mit in den Schützenverein genommen habe. H. vermittelte Ernst nach dessen Angaben auf dem Kasseler Flohmarkt den Kontakt zu dem Waffenhändler Johann W., von dem er im Laufe der Zeit mehrere Waffen erworben habe. Es sei darum gegangen, „sich vorzubereiten auf den anstehenden Bürgerkrieg“ und „Waffen zu horten“. Auch die Tatwaffe, einen Revolver der Marke Rossi, Kaliber 38, habe ihm W. verkauft. Damit seien Markus H. und er zu Schießübungen in den Wald beim Autobahn-Rasthof Kassel gefahren. Mit der Rossi hätten sie auf eine Zielscheibe mit dem Bild von Bundeskanzlerin Angela Merkel geschossen. Nach dem Mord an Walter Lübcke grub Ernst die Tatwaffe zusammen mit einer Reihe anderer Waffen, die er in einem Versteck zu Hause aufbewahrt hatte, auf dem Gelände seines Arbeitgebers ein.

via fr: Rechtsextremist Ernst gibt Mordplan zu