Kempen ist nach Selbstbezeichnung „eine der schönsten Städte am Niederrhein“. Auch bis dorthin haben es die Anti-Corona-Demonstrationen geschafft. Seit Monaten ziehen einige Bürgerinnen wöchentlich durch die Stadt. Der Kommunalpolitiker Jeyaratnam Caniceus stellt sich der Gruppe entgegen und weist auf Verbindungen in die rechtsextreme Szene hin. Seit ungefähr drei Monaten kommen rund ein Dutzend Kempener Bürgerinnen, unter ihnen zwei Kandidatinnen der AfD für die anstehende Kommunalwahl, jeden Montag zusammen und laufen quer durch die Stadt. Sie beenden ihren Protest am Buttermarkt, ein viel besuchter Platz in der Altstadt. „Was soll die Maskerade? Das hilft doch keinem Schwein. Das ist so’ne Art Maulkorb und hält Euch alle klein!“, schallt über eine Bluetooth-Box. In den Lokalen drumherum sitzen Gäste, trinken Bier, essen Eis und schauen zu. Die Organisatorin ist stadtbekannt. Mit Herzchen-Emojis bewirbt sie ihre „kleine feine Demo mit Spaziergang in Kempen“ auf „Facebook“. Darunter: Videos von Attila Hildmann, nationalistische Musik. Sie steht außerdem dem Kempener Neonazi Philippe Bodewig nahe. Bodewig trat 2014 für die NPD als Bürgermeisterkandidat an. Mittlerweile ist er bei der Partei „Die Rechte“ aktiv, ein Sammelbecken für Neonazis, deren Mitglieder insbesondere in Nordrhein-Westfalen aggressiv-kämpferisch auftreten und rassistische Hetze und Antisemitismus verbreiten (vgl. Im.NRW). Die Demonstration nimmt trotzdem kaum jemand ernst. Einzig der Kommunalpolitiker Jeyaratnam Caniceus stellt sich der Gruppe entgegen. Mit einem „Kein Ort für Neonazis“-Plakat stellt sich der Kreisabgeordnete auf dem Buttermarkt der Gruppe entgegen. Und wird prompt von den Teilnehmenden angegriffen. Eine der AfD-Kandid at*innen schubst ihn und zerreißt sein Plakat. In der nächsten Woche steht Caniceus trotzdem wieder am Buttermarkt, wieder mit Plakat. Dieses Mal sind auch die umstehenden Lokale den Demonstrierenden nicht mehr so wohlgesinnt, ein Inhaber weigert sich, Bier auszuschenken. (…) In dieser „Facebook“-Gruppe ist auch Philippe Bodewig unter mehreren Decknamen unterwegs. Immer wieder werden in der Gruppe mit 1.800 Mitgliedern rechtsextreme Parolen ausgetauscht und Caniceus als Banane, Affe oder N**** beschimpft. „Ich erfahre sehr viel Hass im Internet und habe schon oft versucht dagegen vorzugehen. Die Verfahren werden allerdings immer wieder eingestellt, weil die Beleidigungen oft durch Fake-Profile gepostet werden.“ (…) Ein Nutzer, mutmaßlich eines der Fake-Profile Bodewigs, kommentiert Caniceus‘ Rede mit rechtsextremen Drohungen: „Wird sich nicht wiederholen. Der nächste Sieg wird unser sein. Pech für das kleine N*!“ Auch im Chat schickt er regelmäßig Nachrichten an Caniceus.

via belltower: Coronaleugner*innen mit Nähe zur NPD greifen Lokalpolitiker an