Im Lübcke-Prozess sagte am 19. Prozesstag die ehemalige Lebensgefährtin von Markus H. aus. Sie zeichnet das Bild eines bindungsunfähigen Einzelgängers mit rechtsextremen Ansichten und einer Vorliebe für Waffen. Doch am Ende ergeben sich starke Zweifel an der grundsätzlichen Glaubwürdigkeit der Zeugin. (…) “Ich habe versucht, ihn so zu nehmen, wie er ist”, sagt Lisa Marie D. Dazu habe gehört, dass er seiner Waffensammlung regelmäßig mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe als seiner Beziehung. Richtige Freundschaften, so wie sie den Begriff verstehe, habe er nicht gepflegt. Ein Einzelgänger, der nicht fähig sei, sich auf andere Menschen einzulassen. Manches sei in seiner Familiengeschichte begründet, sagt Lisa Marie D. Im Sorgerechtsstreit habe sie einiges über die Verhältnisse, in denen das Scheidungskind Markus H. aufwuchs, gelernt. Einen besonderen Belastungseifer kann man der ehemaligen Lebensgefährtin von Markus H. nicht nachsagen. Vieles, was sie über den Vater ihrer Tochter berichtet, ist bereits bekannt: sein Waffenfetisch, seine Vorliebe für Militaria und NS-Devotionalien. Seine Abneigung gegen “Ausländer”, die sich in den immer gleichen politischen Diskussionen geäußert habe – auch mit dem Hauptangeklagten Stephan Ernst, der in dieser Erzählung jedoch immer nur eine Nebenrolle einnimmt. Ernst und H. pflegten ihrem Eindruck nach eine “harmonische”, gleichberechtigte Freundschaft – soweit man bei H. von “Freundschaft” sprechen könne. Falls Stephan Ernst Walter Lübcke ermordet habe, habe Markus H. davon gewusst, dessen ist sich Lisa Marie D. sicher. Die politische Einstellung von Markus H. wird in dieser Aussage meist nur en passant erwähnt. (…) Lisa Marie D. ist eine kräftige Person mit kurzen blonden Haaren und einem auffällig breiten Kreuz. Dass sie zeitweise für einen Sicherheitsdienst gearbeitet hat – unter anderem in einer Asylbewerbereinrichtung – passt zum Erscheinungsbild. An diesem 19. Prozesstag trägt sie ein weißes Sweatshirt mit langen Ärmeln, das nur wenig Haut erkennen lässt – aus gutem Grund. An den Handflächen ist zu erkennen, dass Lisa Marie D. großflächig tätowiert ist. Auf Nachfrage gibt sie Auskunft über die “Kunstwerke” auf ihrer Haut. Dazu gehört die Losung “Meine Ehre ist Treue” – das Motto der Waffen-SS. Diese habe sie sich mit 15 stechen lassen, erklärt sie, darunter stünden die Namen ihrer ersten drei Hunde. Darauf beziehe sich der Spruch. Erst später wird sie zugeben, dass sie schon damals gewusst habe, dass die Parole “mit dem Judenmord zu tun hat und dem ganzen Drumherum”. Falsche Freunde habe sie damals gehabt, erklärt sie. Solche, die der Neonazi-Szene angehört hätten. Auch eine nicht weiter spezifizierte nordische Rune habe sie sich stechen lassen. Sie stehe eben auf Wikinger. Irgendwann räumt sich auf Nachfragen der Verteidigung von Markus H. auch noch ein, sich selbst auf einem Oberschenkel ein großes Hakenkreuz inklusive des in rechtsextremen Kreisen weit verbreiteten Zahlencodes “1488” tätowiert zu haben. Inzwischen sei dieses überzeichnet.

via hessenschau: Lübcke-Prozess: Eine Zeugin macht sich unglaubwürdig