Ein Polizeikommissar zeigt einen Kollegen an, der rechtsextreme Chats verschickt hat. Ermittlungs- und Disziplinarverfahren hätten folgen müssen, aber nichts ist geschehen. Eine mindestens defensive Art des Umgangs mit dem Problem zeigt denn auch die aktuelle Debatte über Studien zu Rassismus bei der Polizei. Auf die Weihnachtsgrüße seines Kollegen hätte Polizeikommissar Helmut Maier (Name geändert, 54) gut verzichten können. Das Verschicken von Chats mit Adolf Hitler als Weihnachtsmann und Sprechblase: “Ho Ho Holocaust” oder Weihnachtskugeln mit Hakenkreuz ist eine Straftat. Maier tat das, wozu mehr als ein Dutzend Kollegen samt Vorgesetzten sich nicht in der Lage sahen: Er zeigte seinen Kollegen an. Was er dann erlebte, ließ ihn staunen. “Ich wurde versetzt, angeblich um mich zu schützen”, sagt er. Doch auf der neuen Wache war schnell klar, was der neue Kollege getan hatte. “Ey, was willst Du hier?”, war noch eine der freundlicheren Ansprachen. Der Beamte wurde ignoriert. Er sollte allein zu Einsätzen fahren. Den Polizeikommissar hätte es nicht überrascht, wenn sich die Kollegen in einer brenzligen Situation etwas mehr Zeit gelassen hätten. “Keiner will als Verräter gelten”, sagt Maier. “Bei der Polizei gibt es Menschen, die den Korpsgeist über das Recht stellen.” In seinem Fall musste er hinnehmen, dass die Vorgesetzten das Thema “Rechtsradikalismus auf der Wache” nach einem Gespräch mit dem Delinquenten für erledigt erklärten. Ermittlungs- und Disziplinarverfahren hätten folgen müssen. Aber nichts ist geschehen. Helmut Maier traut sich auch heute nicht, unter seinem wahren Namen mit Nennung der Dienststelle in der Öffentlichkeit zu reden. “Es waren Führungskräfte in die Vertuschungsaktion involviert”, erklärt er. Führungskräfte, die heute noch im Dienst sind und ihm das Leben schwer machen können. Tatsache ist, dass nur rund 2 Prozent der jährlich etwa 2000 Ermittlungsverfahren gegen Polizisten in Deutschland vor Gericht landen. Eine mindestens defensive Art des Umgangs mit dem Problem zeigt denn auch die aktuelle Debatte über Studien zu Rassismus bei der Polizei.

via rnd: Rechtsextremismus bei der Polizei – “Keiner will als Verräter gelten”