Jürgen K. gilt als Neonazi aus dem Umfeld der Gruppe S, die einen Umsturz plante. Nun stießen Beamte in seinem Haus auf ein erschreckendes Waffenarsenal. Als Kriegswaffe sind Teilmantelgeschosse international geächtet, Jäger nutzen sie häufig. Wenn das Projektil durch das Fleisch schlägt, spreizt es sich auf. So werden mehr Blutgefäße zerstört, das Tier stirbt schneller. Jürgen K. aber stört das nicht, im Gegenteil: Es scheint ihn zu faszinieren, er redet, als wolle er damit auf Menschen schießen. Als im Netz ein Video kursiert, in dem Schwarze eine weiße Frau in der U-Bahn schubsen, schreibt der 62-Jährige in einer Telegramgruppe, dass “ein Teilmantelgeschoss für sie reichen würde”. Vergangene Woche nun durchsuchte eine Anti-Terror-Einheit der polnischen Sicherheitsbehörden Jürgen K. Haus und seinen Arbeitsplatz in Polen. Dabei stießen die Beamten auf Munition, eine Tränengasgranate, einen Zünder – und 1,2 Kilogramm des professionellen Sprengstoffs TNT. Genug, um ein Auto zu pulverisieren oder ein Haus zu sprengen. Nach Informationen von ZEIT ONLINE handelt es sich bei Jürgen K. um einen Rechtsextremisten aus dem Umfeld der “Gruppe S”, einer Terrororganisation, die Anfang des Jahres vom Generalbundesanwalt ausgehoben wurde. Aus einem der Chats der Gruppe, die die Ermittler mitlasen, stammen auch jene Aussagen K. über die Mantelgeschosse. (…) Doch in den Chats waren weitaus mehr Menschen aktiv, als im Winter von der Bundesanwaltschaft hochgenommen wurden – darunter Jürgen K. In mindestens drei Gruppen soll K. Mitglied gewesen sein: In der Gruppe fürs Anwerben neuer Mitglieder, im Untergrund Deutscher Patrioten und in der Gruppe Der harte Kern. Bis Ende 2019 soll er in diesen Chatgruppen mitgelesen und geschrieben haben. Er galt intern als einer, auf den man zählen kann. Auch, weil K. einer der wenigen im Umfeld der Gruppe S war, der bereits Erfahrungen an der Waffe hatte, unter anderem aus seiner Zeit bei der Bundeswehr. (…) In den Chatgruppen gibt er an, mehrfach aus Flugzeugen und Hubschraubern gesprungen zu sein und “dies offensichtlich überlebt zu haben”. Den Ermittlungen zufolge hat K. ein Jahr lang als Obergefreiter gedient und dort vermutlich den Umgang mit Waffen erlernt. Heute ist sein Profilbild in sozialen Medien ein roter Skorpion auf blauem Grund, das Verbandszeichen des Fallschirmjägerbataillon 263. Geboren wurde Jürgen K. in Brandenburg, nach eigenen Angaben lebt er allerdings seit mehr als zwölf Jahren in Polen. Er sei “integriert”, arbeite seit 45 Jahren als Industrieelektriker und sitze als parteiloses Mitglied im Ortsrat, schreibt er im Juli 2019 in einer der Gruppen. Auf Facebook folgt K. dem Hamburger Miniaturwunderland und AfD-Politikern. (…) Ins Milieu rund um die Gruppe S fand K. wohl über einen Bekannten. Ende Juli 2019 meldete sich K. erstmals in einer der Chatgruppen und schickte ein Bild, das eigenen Angaben zufolge Plastiksprengstoff zeigt, der überall in seinem Haus verteilt sei. “Falls mich am Ende jemand aus meinem Haus herauszerren will”, schrieb er, werde diese Person eine “bombige” Überraschung erleben. Vier Tage später teilt er ein Bild von sich mit einer tschechischen Maschinenpistole, Modell: Scorpion.

via zeit: Polizei findet 1,2 Kilo TNT bei mutmaßlichem Rechtsterroristen

siehe auch: Mutmaßlicher Rechtsextremist hortete 1,2 Kilo TNT. Die deutschen Ermittler brachten die polnischen Kollegen offenbar auf seine Fährte: Spezialkräfte haben in Polen einen 62-jährigen Deutschen festgenommen. Er soll sich an Planungen der rechtsterroristischen „Gruppe S“ beteiligt haben. (…) Wie die Landes­staatsanwaltschaft Danzig dem „Spiegel“ ­mitteilte, wurden bei Durchsuchungen der Wohn- und Arbeitsstätten von K. in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern neben dem Sprengstoff auch 15 Schuss Mu­ni­tion sowie Sprengkapseln ­si­cher­ge­stellt. K., ein Elektriker aus Brandenburg, wohnt offenbar seit Jahren in Polen. (…) K. soll laut „Zeit“ zeitweise Mitglied der Chatgruppe gewesen sein, er sei zudem mindestens bei einem Planungstreffen im Umfeld der „Gruppe S“ dabei gewesen. Im September 2019 trafen sich demnach acht Mitglieder aus der Untergruppe „Der harte Kern“ in Heilbronn, ein Treffen, bei dem nach Erkenntnissen der Ermittler Pläne für Anschläge in Deutschland und Frankreich besprochen worden sein sollen; In Polen festgenommen – Rechtsextremist hatte offenbar Kontakt zur “Gruppe S.”. (…) Später war bekannt geworden, dass die “Gruppe S.” offenbar einen Polizeimitarbeiter als Unterstützer gehabt hatte. Der bei der Polizei im nordrhein-westfälischen Hamm tätige Mann soll dort Waffenscheine ausgestellt haben. Die Polizei musste einräumen, Hinweise auf seine Gesinnung nicht verfolgt zu haben. So trug der Verdächtige ungeahndet für die rechte Szene typische Kleidung und hatte Reichskriegsflaggen auf dem Balkon.