Die evangelische Münstergemeinde in Ulm verbannt die Heiligen Drei Könige aus ihrer Weihnachtskrippe. Dekan Ernst-Wilhelm Gohl erreichen deshalb Hasszuschriften. Update, 12. Oktober: Die Weihnachtskrippe der evangelischen Münstergemeinde in Ulm muss dieses Jahr ohne die Figuren von Caspar, Melchior und Balthasar auskommen. Grund dafür ist die Darstellung des schwarzen Königs Melchior. Seine Figur wurde in den 1920er Jahren geschnitzt und ist mit wulstigen Lippen und Feder-Kopfschmuck versehen. „Aus heutiger Sicht unterstreicht die Figur Stereotypen, die man als rassistisch bezeichnen muss“, erklärte Dekan Ernst-Wilhelm Gohl im Gespräch mit echo24.de* zu der Entscheidung in Bezug auf die fehlenden Krippenfiguren. Im Kirchenrat der evangelischen Münstergemeinde wurde deshalb entschieden, dass die Heiligen Drei Könige zumindest in der Weihnachtskrippe 2020 nicht ausgestellt werden. Doch die Entscheidung aus Ulm stößt bei einigen Menschen auf Wut und Unverständnis. Davon zeugen diverse Zuschriften und E-Mails an Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Im SWR-Interview erklärt er: „Der Großteil sind wirklich wütende E-Mails. Und manche sind auch wirklich extrem unterirdisch.“ Sogar aus Österreich hätten ihn diverse Wutzuschriften von empörten Menschen erreicht.
Der Vorwurf in vielen dieser Hasszuschriften: Die Münstergemeinde in Ulm wolle die Weihnachtskrippe verbieten. Solche Formulierungen stoßen bei Gohl auf Unverständnis. Für ihn sei es verwunderlich, dass andere Menschen es nicht aushalten würden, wenn jemand eine andere Position vertrete. „Warum machen die das, das fragt überhaupt niemand“, sagt er. Auch mit Gegenargumenten sei man in Bezug auf die Verfasser der Hasszuschriften oft machtlos. Im SWR-Interview räumt Gohl aber ein, dass man die Entscheidung hätte besser kommunizieren müssen.
Ulm: Weihnachtskrippe ohne die Heiligen Drei Könige – Wie geht es jetzt weiter? Denn eigentlich hatte die Münstergemeinde in Ulm eine sachliche Diskussion über die Heiligen Drei Könige angestrebt. „Nur wollten wir diese Debatte nicht zum Weihnachtsfest führen“, sagte Gohl im Gespräch mit echo24.de* zur Weihnachtskrippe. Doch wegen der vielen Reaktionen von außen habe die Münstergemeinde im laufenden Betrieb Stellung zu ihrer Entscheidung nehmen müssen. Aber war die Entscheidung des Kirchenrats im Nachhinein wirklich notwendig? Oder hätte es vielleicht auch ein Hinweisschild mit Erläuterungen getan? Dazu hat der Dekan eine klare Meinung. „Das haben wir uns tatsächlich auch überlegt“, sagt Gohl. Doch die Krippe an Weihnachten vertrete eine liturgische Funktion und solle zur Andacht führen. Wenn aber einige Menschen die Figur von König Melchior als verletzend empfinden, erfülle die Krippe eine solche Funktion nicht mehr. Im Museum wäre eine solche Hinweisschild-Lösung für Gohl denkbar. Aber in einer Weihnachtskrippe, die zur Andacht einladen soll, sei das mit der Figur von König Melchior nur schlecht möglich.

via echo24: Aus der Weihnachtskrippe verschwunden – Rassismus-Debatte um schwarzen König Melchior: Hassmails für Dekan!