Mit Kampfsportgruppen verbessern Rechtsextreme ihre Einnahmen und ihre Schlagkraft. Besonders bei jungen Neonazis sind die Angebote beliebt. Sicherheitsbehörden sind alarmiert. Von Januar bis August hat sich das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern bereits 14-mal mit der rechtsextremen Kampfsportszene befasst. Fast zweimal im Monat waren entsprechende Trainingsgruppen und Wettkämpfe Thema der geheim tagenden Runde. Dabei war die Szene wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nur eingeschränkt handlungsfähig, größere Veranstaltungen waren gar nicht möglich. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervorgeht, befassen sich die deutschen Sicherheitsbehörden seit 2018 immer häufiger mit dem Problem: Gab es 2018 noch elf Besprechungen zu dem Thema im gemeinsamen Terrorabwehrzentrum-Rechts, waren es 2019 bereits 22 und damit doppelt so viele. “Insbesondere junge Rechtsextremisten interessieren sich zunehmend für gemeinsame sportliche Aktivitäten”, stellt das Innenministerium fest. Beliebt seien neben Kampfsport auch Krafttraining und Bergsteigen. Die Grünen erwarten angesichts dieser Erkenntnisse eine sportpolitische Antwort, um die Unterwanderung des Extremkampfsportes zu stoppen. Beliebt in der Szene sind etwa die “Mixed Martial Arts” und “Free Fights”, brutale Ringkämpfe, bei denen fast alles erlaubt ist. (…) Auch Verfassungsschützer warnen seit Langem vor einer gefährlichen Mischung aus Kampfsportlern, Neonazis und Hooligans. Die extreme Rechte agiere in diesem Bereich zunehmend professionell und auch international. Mit Veranstaltungen wie dem 2019 erstmals verbotenen “Kampf der Nibelungen” und Kampfschulen werde Nachwuchs rekrutiert und Geld beschafft. Letztlich solle die Szene trainiert werden für den “Endkampf der Kulturen” und den Umsturz am “Tag X”, schreibt der Brandenburger Verfassungsschutz in seinem jüngsten Bericht. Auch der Bundesverfassungsschutz konstatiert in seinem Jahresbericht für 2019 ein “Erstarken der rechtsextremistischen Kampfsportszene”. Die Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene Soziale Arbeit sieht ebenfalls dringenden innen- und sportpolitischen Handlungsbedarf bis hin zu Verboten entsprechender Vereine, Events und Bekleidungslabels. Die Entwicklung und Vernetzung der extremen Rechten im Kampfsport sei “gefährlich und besorgniserregend”, heißt es in einer Analyse für den Bundestag. Zu den Kampfsportgruppen im rechtsextremen Spektrum zählen laut Verfassungsschutz unter anderem “Baltik Korps” aus Rostock und “Knockout 51” aus Eisenach in Thüringen. Personelle Überschneidungen und Kontakte zwischen rechtsextremen Kampfsportlern und der Hooliganszene sehen die Verfassungsschützer beispielsweise in Dortmund, Cottbus und Chemnitz.

via spiegel: Kampftraining für den “Tag X” Interesse an rechtsextremen Sportgruppen wächst

siehe auch: Neonazis im Kampfsport : Die Schläger von ganz rechts außen. Rechtsextremisten machen ihre Körper immer häufiger zu Kampfmaschinen: Polizei und Verfassungsschutz richten ihren Blick deshalb verstärkt auf rechtsextremistische Kampfsportgruppen. Trotz Corona hat sich das „Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum-Rechts“ von Bund und Ländern in den ersten acht Monaten dieses Jahres 14 Mal mit der Szene befasst. Das antwortete die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen-Fraktion. Im gesamten Jahr 2019 gab es 22 entsprechende Besprechungen, 2018 nur elf. „Insbesondere junge Rechtsextremisten interessieren sich zunehmend für gemeinsame sportliche Aktivitäten“, neben Kampfsport seien auch Kraftsport und Bergsteigen in der Szene beliebt, erklärt das Innenministerium. (…) Nach Kenntnis der Bundesregierung haben in den vergangenen Jahren auch mehrere aktive Bundeswehrangehörige auf Facebook Likes zum „Kampf der Nibelungen“ abgegeben, und als Besucher an diesem größten rechtsextremistischen Kampfsport-Event teilgenommen. Es sei völlig inakzeptabel, dass Bundeswehrangehörige an derartigen Veranstaltungen teilnehmen, betonte Lazar. Hier müssten dringend Konsequenzen gezogen werden.