Bei Templin erinnert ein Gedenkstein an einen Gutsbesitzer, auf dessen Geheiß dort im zweiten Weltkrieg ein Außenlager des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück entstand. Ein Anwohner will den Stein entfernen lassen. Doch das ist nicht so einfach. Im Wald bei Templin in Netzow steht seit 2010 ein Gedenkstein für Hans Georg Graf von Arnim mit der Aufschrift: “Bis 1945 Herr auf Netzow, Zichow und Kleinow Uckermark”. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte: Denn auf dem Gutshof in Zichow befand sich seit Mitte 1944 auf Wunsch des Gutsbesitzers ein Außenlager des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Etwa 100 Frauen wurden dort zur Feldarbeit gezwungen. Anwohner Rainer Witzel will nicht hinnehmen, dass mit dem offen zugänglichen Stein ein KZ-Profiteur geehrt wird. Er fordert, dass dieser Gedenkstein für einen Grafen, der KZ-Häftlinge ausgebeutet hat, verschwindet. Bereits im Februar hatte Witzel einen Brief an die Stadtverordnetenversammlung (SVV) von Templin geschrieben. Die sei bisher aber nicht tätig geworden. (…) Obwohl sich Joachim Lau darüber ärgert, dass nichts in Zichow an das Leiden der Frauen erinnert, sieht er die Verantwortung nicht beim Grafen sondern in der NS-Zwangswirtschaft. “Mein Vater war Rentenmeister, er hat die Löhne errechnet und die Bilanzen erstellt. Er war sozusagen der Vertraute des Grafen. Und der Graf selbst, so sagte mir mein Vater, war nie Nazi gewesen. Der hatte mit denen eigentlich gar nichts im Sinn.”
Erinnerungskalender hat Lücken. In Zichow werde Zwangsarbeit verschwiegen, in Netzow der Graf geehrt, und Gewinne wären auf dem Rücken von KZ-Opfern gemacht worden, sagt dagegen Rainer Witzel. Für ihn gehe das gar nicht. “Es gibt hier in Templin eigentlich immer nur den 6. März 1944, wo die Bombardierung war. Oder die schlimme Zeit nach 45”, sagt er. “Was die Häftlinge angeht, die hier auch vielleicht in der Nähe von Templin gearbeitet haben, zum Beispiel in Postheim, das wird weitestgehend ausgeblendet. Witzel will nicht locker lassen. “Das war so für mich der Anlass, mich stärker mit dem Stein zu beschäftigen, an die Öffentlichkeit zu gehen und zu fordern, dass der Stein weg muss. Denn ich bin der Überzeugung: Hier handelt es sich um einen Menschen, der anderen großes Unrecht getan hat und sich auch dadurch die Existenz nach 1945 gut gesichert hat. Und das geht einfach nicht.” (…) Die Debatte darüber ist eröffnet. Und Unbekannte haben den Text auf dem Gedenkstein bereits handschriftlich ergänzt: “In Gedenken an Hans Georg Graf von Arnim – bis 1945 Herr auf Netzow, ‘KZ-Lager’ Zichow und Kleinow Uckermark” ist dort nun zu lesen.

via rbb: Gedenkstein bei Templin Anwohner protestiert gegen Ehrung für KZ-Profiteur

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