Die Polizei in Sachsen-Anhalt steht unter Beschuss. In Magdeburg sollen Bereitschaftspolizisten einen Kantinenbetreiber über Jahre hinweg abwertend als “Jude” bezeichnet haben. Der Innenminister hat daraufhin eine Studie über extremistische Einstellungen bei der Polizei angekündigt. Außerdem wurde eine Sonderkommission eingesetzt. Nun macht ein anonymer Brief sexistisches und rassistisches Gedankengut bei Beamten öffentlich. Am Montag ist beim Innenministerium von Sachsen-Anhalt ein Brief ohne Absender eingegangen. Dem Schreiben waren Bilder beigefügt, die Polizisten in privaten Chat-Gruppen geteilt haben sollen: Halbnackte Frauen in SS-Uniformen und mit Hakenkreuz-Armbinde zum Beispiel. Das Ministerium hat den Eingang des Briefes auf Anfrage bestätigt, im Wortlaut liegt er der “Mitteldeutschen Zeitung” vor. Er beschreibe ein “rechtes Macho-Klima”, teilweise würden strafbare Inhalte verschickt und niemand sage etwas, hieß es. (…) Helen Deffner vom Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt, der mit vielen anderen Organisationen am Runden Tisch gegen Rassismus sitzt, verweist darauf, dass Anonymität nichts an der Glaubwürdigkeit ändere. Die Hürden, sich bei der Polizei intern zu beschweren, seien extrem hoch, da man die ganze Zeit in Teamstrukturen unterwegs sei. “Wenn klar wird, wer solche Vorwürfe erhoben hat, ist die Bedrohung sehr hoch, dass man dafür tatsächlich auch geschasst wird.” Helen Deffner Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt. Mamad Mohamad vom Landesnetzwerk Migrantenorganisationen verweist auf Erfahrung von Betroffenen. Diese seien dieselben, die Menschen mit der Polizei an Erfahrungen machten. Er denke, dass es endlich mal mutige Kollegen gebe, die so etwas in einem anonymen Brief ans Ministerium gemeldet hätten. Und vielleicht sei es ein gutes Zeichen, dass das Thema nochmal stärker angefasst werden müsse.
Mamad Mohamad
Umgang mit Alltagsrassismus: “Wer schweigt, stimmt zu” Das sieht Eva von Angern vom Landesfrauenrat ähnlich. Auch sie hat den anonymen Brief selbst nicht gesehen. Doch die Berichte über sexistische Inhalte, die über die Chats geteilt worden sein sollen, bereiten ihr Sorge. Von Angern sagt, das sei etwas, dass wenn es intern geäußert werde, auch eine Haltung darstelle, die nach außen getragen werde. Deswegen müsse hier ein deutliches Stoppsignal gesendet werden, hier gehe es nicht um Scherze.

via mdr: Hakenkreuze und Schmähungen Neue Rassismus-Vorwürfe gegen Polizei in Sachsen-Anhalt

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