In seiner letzten Sendung vor der Weihnachtspause widmet sich der ZDF-Satiriker dem ausgesprochen lukrativen Geschäftsgebaren von “Querdenken”. Dessen Basis ist ein Webshop und die Bitte um “Schenkungen”. Mit dabei: Bus-Unternehmer und Esoteriker. Auch im Kalenderjahr 2020 gibt es 58.000 neue Millionäre in Deutschland, so ZDF-Satiriker Jan Böhmermann unter Berufung auf den Welt-Wohlstandsbericht vom Oktober: “Geld benötigt kein Intensivbett.” Und deshalb war der Großteil seiner letzten Sendung vor Weihnachten der Verleihung des “Goldenen Coroni” gewidmet. Der Fantasie-Preis für den “Corona-Unternehmer des Jahres” ging an Querdenken-Initiator Michael Ballweg. Während das Magazin Focus den Mann als “Empörungsmaschine” bezeichnet, ist er bei Böhmermann ein “Key Opinion Leader” mit einem gut laufenden Webshop. Als solcher sei Ballweg geradezu das “Portemonnaie” von Querdenken.
“Sportliche Neonazis und Esoteriker” Wie das genau geht mit dem Geldverdienen an Corona-Leugnern, das erläuterte Böhmermann dann in aller Ausführlichkeit. So hat sich Ballweg beim Marken- und Patentamt die Bezeichnung “Querdenken” mit den vorangestellten Telefon-Vorwahlen von zahlreichen deutschen Städten schützen lassen, auch denen von München, Nürnberg und Augsburg. Dazu Böhmermann: “Sportliche Neonazis, Esoteriker, ein paar Janas aus Kassel und ganz normale Verrückte: Wie kriegt Michael Ballweg die thematisch unter einen Hut? Gar nicht, braucht er auch gar nicht, denn er redet zwar seit Monaten in Deutschlands Fußgängerzonen über Politik, aber Querdenken ist gar nicht politisch.” Zum “Beweis” wurde eine entsprechende Meinungsäußerung von Ballweg eingespielt. (,…) Da es im Querdenken-Shop “67 Jacken, Mützen und T-Shirts” gebe, auch einen “faktenabweisenden Gegenwind-Breaker”, dürfte das Geschäft brummen. Kein Wunder, dass alle möglichen anderen mitverdienen wollen. Böhmermann nannte den Reutlinger Esoterik-Guru Thomas Hornauer (“sieht aus wie Herr von Bödefeld aus der Sesamstraße”), der mit Flirt- und Astrolines reich und bekannt wurde, den “Kanal Telemedial” und in Thailand ein “spirituelles Dorf” betrieb und zeitweise Edelsteine in einem “globalen Lichtkristallzentrum” in Plüderhausen verhökerte. Auch der Wiener Busunternehmer Alexander Ehrlich (“Honk for Hope”) war zu sehen, wie er eine “neue Kooperation” mit Querdenken ausrief. Dazu gab Böhmermann die Info, dass nach Experten-Aussagen allein die Querdenken-Demos in Berlin den beteiligten Busunternehmern runde 300.000 Euro eingebracht haben dürften: Ein “tolles Geschäftsmodell”. Das gilt nach Böhmermann auch für den Anwalt Reiner Füllmich, der sich selbst als “keinen Verschwörungstheoretiker” bezeichnet (der Satiriker: “Stimmt, er ist Verschwörungspraktiker”) und für eine “geringe Gebühr” von 928 Euro seinen Kunden Schadenersatzprozesse in den USA anbietet. Allein mit dem “High-Risk”-Versprechen soll er laut ZDF-Satiriker bisher etwa 1,3 Millionen Euro eingenommen haben. Gute Umsätze dürfte auch die Yoga-Lehrerin Sonja Erdmann machen, die ebenfalls im Netz fleißig um “Schenkungen” wirbt und zum Beispiel “Energieausgleich” feilbietet. Unter www.Querschenken.company verspricht Böhmermann Details zu all diesen bizarren Geschäftsmodellen.

via br: Böhmermann: “Goldener Coroni” für Querdenken-Initiator Ballweg

siehe auch: Querschenken. Der geschäftige Herr Ballweg. Der wichtigste Akteur von „Querdenken“ ruft zu Überweisungen auf ein Konto auf, das auf seinen Namen läuft, verdient am Merchandise und an Veranstaltungen der Initiative. Recherchen von netzpolitik.org und dem ZDF Magazin Royale zeigen außerdem, wie er versucht, der Bewegung seinen Willen aufzuzwingen.

https://twitter.com/Ballkultur/status/1340047296369741827