Die mutmaßlich für die jahrelange Serie rechter Brandstiftungen in Neukölln verantwortlichen Täter sind offenbar überführt. Die Polizei schlug jetzt zu. Polizei und Generalstaatsanwaltschaft in Berlin scheint im Fall der jahrelangen Serie rechtsextremer Brandstiftungen im Bezirk Neukölln ein Fahndungserfolg gelungen zu sein. Beamte der „BAO Fokus“ haben nach Informationen des Tagesspiegels am Mittwochmorgen die schon lange tatverdächtigen Neonazis Sebastian T. und Tilo P. verhaftet. Beiden werde die Beteiligung an mehreren Brandstiftungen vorgeworfen, hieß es in Sicherheitskreisen. Bei Sebastian T. kommt noch der Verdacht hinzu, er habe unrechtmäßig Corona-Soforthilfe für Soloselbstständige beantragt. Das Amtsgericht Tiergarten hatte auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen die beiden Rechtsextremisten erlassen. (…) Seit 2016 wurden in Neukölln mehr als 70 rechte Angriffe verübt, darunter 23 Brandstiftungen. Die Angriffe trafen vor allem Linke und Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Mehrmals gingen Fahrzeuge in Flammen auf. Polizei, Justiz und der Senat gerieten angesichts ausbleibender Fahndungserfolge zunehmend in die Kritik. Neben Sebastian T. und Tilo P. gilt auch der vorbestrafte Neonazi Julian B. als einer der drei Hauptverdächtigen in der Anschlagsserie. Ob es auch zu ihm neue Erkenntnisse gibt, blieb bislang unklar (…) Die Ermittlungen gegen Sebastian T. und Tilo P. waren allerdings auch in der Vergangenheit nicht völlig erfolglos. Ende August begann am Amtsgericht Tiergarten ein Prozess gegen die beiden Neonazis wegen des Vorwurfs, in Neukölln rechtsextreme Parolen geschmiert zu haben. Polizisten hatten im August 2019 bei der Observation von T. und P. mitbekommen, dass die beiden Sprüche wie „Mord an Hess!!!“ an Wände von Gebäuden sprühten.
Die Neonazis glorifizierten Rudolf Heß, den ehemaligen Stellvertreter Adolf Hitlers in der NSDAP, als Märtyrer. Heß hatte sich im August 1987 im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis erhängt. Die rechte Szene behauptet, Heß sei ermordet worden. Die Staatsanwaltschaft hatte allerdings Mühe, ihre Anklage durchzubringen. Das Amtsgericht ließ zunächst nur drei von 14 Tatvorwürfen zu. Die Staatsanwaltschaft legte Beschwerde beim Landgericht ein, das akzeptierte dann zwölf Anklagepunkte. Der Prozess begann am 31. August am Amtsgericht, geriet aber schnell ins Stocken. Die Richterin setzte die Verhandlung aus, da mehrere Polizisten nur begrenzt aussagen durften. In Sicherheitskreisen war jetzt zu hören, der Prozess könnte im Februar fortgesetzt werden. Möglicherweise werde das Verfahren wegen der Heß-Parolen auch mit dem zu den Brandstiftungen kombiniert, hieß es.

via tagesspiegel: Rechtsextreme Serientäter in Berlin gefasst Polizei verhaftet Neuköllner Neonazis Sebastian T. und Tilo P.

siehe auch: Neuköllner Neonazi-Anschlagserie: Früherer NPD-Kader und Ex-AfD-Mitglied verhaftet. Die beiden Hauptverdächtigen der rechtsextremen Anschlagserie in Berlin-Neukölln werden dem Haftrichter vorgeführt. Sie gelten schon seit Jahren als verantwortlich für mehr als 70 Drohungen und Anschläge. Bisher reichten die Beweise jedoch nicht aus. Die Polizei Berlin hat am Mittwoch die beiden Hauptverdächtigen der rechtsextremen Anschlagserie in Berlin-Neukölln festgenommen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft auf Twitter mit. Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) wurden der frühere NPD-Kader Sebastian T. und das Ex-AfD-Mitglied Tilo P. festgenommen. Sie gelten schon lange als Hauptverantwortliche einer Serie von mindestens 72 Taten wie Brandstiftungen und Drohungen allein zwischen 2016 und 2018. P. soll zudem unberechtigt Corona-Soforthilfe für Soloselbständige beantragt und kassiert haben, schreibt der „Tagesspiegel“. T. scheint sich mittlerweile der Neonazi-Kleinstpartei „Dritter Weg“ zugewandt zu haben. Ein auf der linksradikalen Website „Indymedia“ veröffentlichtes Foto zeigt T. mit einer Mütze des „Dritten Wegs“. Das Foto soll bei einer Flugblatt-Verteilaktion der Neonazis am Montag im Berliner Stadtteil Lichtenberg entstanden sein. Auf den Flugblättern wurde ausgerechnet der Stopp angeblichen „linken Terrors“ gefordert.