Die rechten Spinner, die den US-Senat stürmten, sind zwar brandgefährlich – sie bleiben aber Spinner. Zentrale Figur dabei: ein QAnon-Wikinger im Indianerkostüm. Eine Spurensuche. Die letzte Zuflucht des Schurken ist bekanntlich der Patriotismus. Je mehr demonstrativ mit der Landesflagge herumgewachelt wird, desto schriller schrillen sämtliche Alarmglocken. Überzogener Stolz auf das eigene Land wird von politischen Eliten immer dann als höchstes Gut einer Nation verkauft, wenn etwas verdeckt werden soll. Als beliebtes Beispiel sei etwa genannt, dass ein Land am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder moralischen Abgrund steht. Insofern war eines nur folgerichtig. Zum Ende einer in jeder Hinsicht mindestens einzigartigen US-Präsidentschaft wurde nun – nach vier Jahren voller Lügen, Betrügereien, Alternative und Fake-News sowie einigen dazwischengeschobenen Mauscheleien mit verfreundeten Diktatoren und Golfwochenenden in Florida – das Kapitol in Washington von einem etwas milchgesichtigen Mann mit dem Star-Spangled Banner in der Hand gestürmt. Selbsternannte Patrioten treten damit ihr eigenes Land, auf das sie angeblich so stolz sind, in den Schmutz. Speziell bei dem Mann, der auf den ersten Blick aussieht wie aus einer Westernklamotte in den Anfangszeiten des Tonfilms, kommt von den Symbolen her noch einiges zusätzlich zusammen. Die Fellhaube mit den Hörnern mag erst einmal auf die amerikanischen Ureinwohner verweisen. Möglicherweise zielt der junge Mann namens Jake Angeli, der sich laut Social Media “QShaman” nennt und als wichtiger Influencer in der wissenschaftlich nicht vollständig untermauerten QAnon-Verschwörungstheoretiker-Szene gilt, ja auf eines ab: Hier will sich einer im US-Senat verstärkt und mit Gewalt für die Rechte ethnischer Minderheiten einsetzen. Und auch die chauvinistische Fingerfarbenmalerei der US-Flagge im Gesicht schreit nach inbrünstiger Heimatliebe eines “proud boy”.

via standard: Weltverschwörung mit Wikinger und Wotansknoten