Vor 60 Jahren wurde Patrice Lumumba, erster Premier des Kongo, ermordet. Seine Politik richtete sich gegen die Interessen der alten und neuen Kolonialherren. Jahrzehntelang gab es Debatten darüber, wer Patrice Lumumba ermordet hat. War es die CIA oder der MI6? Waren es belgische Geheimdienstler oder Soldaten der früheren Kolonialmacht? Waren es kongolesische Militärs aus der abtrünnigen Provinz Katanga? Westliche Politiker und Medien taten die Beteiligung einiger dieser Akteure lange als Verschwörungstheorien ab. Heute indes steht fest: Alle Genannten haben den Tod des ersten Premierministers des unabhängigen Kongo am 17. Januar 1961 zu verantworten. Seit fast 20 Jahren ist dies auch die offizielle Position Belgiens. 2001 wurde nach einer Klage des Sohnes von Lumumba eine Kommission eingesetzt, welche die Todesumstände des Freiheitskämpfers untersuchte. Diese kam zu dem Schluss, dass katangische Soldaten unter Führung des Sezessionisten Moise Tschombé zusammen mit belgischen Armeeangehörigen Lumumba und dessen Gefährten Joseph Okito und Maurice Mpolo Anfang 1961 gefangengenommen, gefoltert und schließlich erschossen hatten. Wenige Tage nachdem die Mörder die Leichen verscharrt hatten, gruben sie diese wieder aus und beseitigten die sterblichen Überreste mittels Säure. US-amerikanischer und britischer Geheimdienst hatten bei der Jagd auf Lumumba geholfen, wussten von der Ermordung und unterstützten die Sezessionisten unter Tschombé sowie Lumumbas Gegenspieler Joseph Mobutu militärisch und logistisch. Die CIA hatte bereits zuvor Pläne geschmiedet, Lumumba zu vergiften, da dessen Politik den US-Ambitionen in Afrika diametral entgegenstand. (…) Für Lumumbas Feinde im In- und Ausland waren mit der Rede die Fronten klar. Bereits am 11. Juli erklärte Moise Tschombé die im Süden des Landes gelegene ressourcenreiche Provinz Katanga für unabhängig. Dem Premier, der tags darauf nach Katanga reisen wollte, wurde die Landung verweigert. Damit begann der Konflikt zwischen der neuen Regierung und ihren Gegnern zu eskalieren. Belgien unterstützte Tschombé, belgische Offiziere wurden von den Sezessionisten als »Militärberater« engagiert. Die kongolesische Regierung erklärte Belgien den Krieg und bat die Vereinten Nationen (UNO) um Unterstützung. Belgien baute seine militärischen Kapazitäten in Katanga aus, und erste UN-Truppen kamen ins Land. Da diese nicht in der Lage oder willens waren, den Konflikt zu entschärfen, wandte sich Lumumba schließlich an die Sowjetunion. Ein Telegramm, in dem Lumumba Moskau um Unterstützung bat, wurde von der CIA abgefangen und beschleunigte die Anstrengungen Washingtons, den Premier zu beseitigen (…) Schon bald wurde Lumumba unter Hausarrest gestellt, konnte fliehen, wurde jedoch Anfang Dezember 1960 erneut gefangengenommen und in einem Gefängnis im westkongolesischen Thysville festgehalten. Seine Anwesenheit sorgte für Unruhe unter den ohnehin unzufriedenen Soldaten – schlechte Bezahlung und das nach der Unabhängigkeit zunächst weiterbestehende Kommando weißer Offiziere hatte bereits im Sommer zu Meutereien geführt. Lumumba und seine Mitgefangenen Okito und Mpolo wurden Anfang 1961 ins katangische Élisabethville verschleppt, dort wieder eingesperrt und von katangischen und belgischen Soldaten misshandelt. Im Februar verbreitete das Tschombé-Regime das Gerücht, dass Lumumba geflohen und von aufgebrachten Dorfbewohnern umgebracht worden sei. Viele Indizien sprachen damals dafür, dass die Gefangenen bereits Wochen zuvor ermordet worden waren. So verweigerten die katangischen Behörden etwa dem Roten Kreuz den Besuch von Lumumba, Okito und Mpolo. Die Recherchen und Nachforschungen der nachfolgenden Jahrzehnte bestätigten schließlich die grausamen Todesumstände der drei Männer am 17. Januar 1961

via jw: Aus dem Weg geräumt

siehe auch: Tötung Patrice Lumumbas Stockende Aufarbeitung auch nach 60 Jahren. Vor 60 Jahren wurde Kongos erster Regierungschef Lumumba getötet. Jahrzehnte später brachten Recherchen auch eine Verantwortung der ehemaligen Kolonialmacht Belgien ans Licht. Doch die Aufarbeitung kommt nur langsam voran. “Jetzt werden wir getötet, nicht wahr?” – das sind die letzten überlieferten Worte von Patrice Lumumba. In der Nacht des 17. Januar 1961 werden er und zwei seiner Weggefährten in den Wäldern der kongolesischen Provinz Katanga an einen Baum gebunden und erschossen. Belgische Polizisten verscharren die Leichen, graben sie wieder aus, zerteilen sie mit Sägen und werfen sie in Fässer mit Säure. Nichts soll übrigbleiben, vor allem nicht von Lumumba: dem Aufrührer, dem kompromisslosen Vorkämpfer einer neuen Nation. Von dem Mann, der nur wenige Monate zuvor dem belgischen König Baudouin die Stirn geboten hatte – bei der Unabhängigkeitsfeier am 30. Juni 1960 in Léopoldville, dem heutigen Kinshasa. “Wer wird je die Massaker vergessen, die Massenerschießungen, bei denen so viele unserer Geschwister umgekommen sind?”, fragte Lumumba damals. “Die Zellen, in die jene gesteckt wurden, die sich weigerten, sich einem Regime der Unterdrückung und Ausbeutung zu unterwerfen?”

Patrice Lumumba, 1960.jpg
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