Vor einem dreiviertel Jahr hat die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat endgültig eingestellt. Heute haben die leitenden Ermittler im bayerischen Landtag ihre Untersuchungen erläutert. Doch viele Fragen blieben offen. Das Oktoberfest-Attentat am 26. September 1980 mit 13 Toten und mehr als 200 Verletzten war einer der schlimmsten Anschläge der deutschen Geschichte. Bis heute sind viele Fragen ungeklärt. Im vergangenen Jahr hat die Bundesanwaltschaft erneute Ermittlungen zu der Tat endgültig eingestellt – wenige Wochen vor dem 40. Jahrestag des Attentats. Anklagebehörde stelle erstmals rechtsextremen Hintergrund fest Die Anklagebehörde stellte in ihrer Verfügung aber erstmals offiziell fest, dass es ein rechtsextremer Anschlag war. Heute haben die leitenden Ermittler von Bundesanwaltschaft und bayerischem Landeskriminalamt ausführlich über ihre Untersuchungsergebnisse im Verfassungsausschuss des bayerischen Landtags berichtet. Fünfeinhalb Jahre lang hat eine Sonderkommission des bayerischen Landeskriminalamtes im Auftrag der Bundesanwaltschaft das Wiesn-Attentat erneut untersucht und dabei unter anderem hunderttausende Akten neu ausgewertet und über 1.000 Vernehmungen vorgenommen. “Bei den Vernehmungen stellten wir sehr schnell fest, dass dieses schreckliche Attentat in der Bevölkerung noch sehr präsent und in den Köpfen tief verankert war. Gerade bei den Vernehmungen der Verletzten machte sich dies bemerkbar“, so der Leiter der Sonderkommission Peter Jaud. “Denn mit der Konfrontation mit den damaligen Erlebnissen wurden natürlich die Wunden wieder aufgerissen. Wir mussten Vernehmungen zum Teil unterbrechen und teilweise mussten wir auch psychologischen Beistand zu den Vernehmungen dazu nehmen.” (…) Eines sei indes unbestritten, so Bundesanwalt Bodo Vogler: “Die Tat war eine rechtsextremistische Tat.” Warum die früheren Ermittler das bezweifelten und unterstellten, der Attentäter Gundolf Köhler habe vor allem aufgrund einer schweren persönlichen Krise und übersteigertem Geltungsbedürfnis gehandelt, wollte Vogler nicht bewerten. Der Bundesanwalt betonte aber, man habe keine Hinweise darauf gefunden, dass damals bewusst vertuscht worden sei. “Fatale Auswirkungen” früherer Versäumnisse
Die früheren Versäumnisse hätten jedoch fatale Auswirkungen gehabt, betonte der Grüne Landtagsabgeordnete Cemal Bozoğlu: “Hätte man früher diese Erkenntnisse gehabt, zu denen man jetzt gelangt ist, dass es rechtsextremistisch war, hätte man vielleicht die Leiden der Betroffenen gemindert.” Und vielleicht hätte man dann auch die zahlreichen Ermittlungspannen im Fall der extrem rechten Terrorgruppe NSU vermeiden können, so Bozoğlu. Deutliche Kritik von Ulrich Chaussy, der Ermittlungspannen aufgedeckt hatte Deutliche Kritik übte nach der Anhörung im Verfassungsausschuss des Landtags der langjährige BR-Journalist Ulrich Chaussy. Seinen jahrzehntelangen Recherchen war es zu verdanken, dass überhaupt neue Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat eingeleitet wurden.

via br: Oktoberfest-Attentat: Weiterhin viele Fragen offen