Auf den ersten Blick wirken die Demonstrierenden gegen die Corona-Maßnahmen wie das Gegenteil von Untertanen, meint die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler. Bei genauerem Hinsehen aber nicht mehr. (imago / Arnulf Hettrich)
Für die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler existiert das von Heinrich Mann beschriebene Untertanenprinzip auch heute noch. Nur dass der moderne Untertan sich seine Autoritäten selber aussucht. Nach unten treten, nach oben buckeln: Dieses Prinzip hat der vor 150 Jahren geborene Heinrich Mann in seinem Roman „Der Untertan“ für die obrigkeitsstaatliche deutsche Gesellschaft der Kaiserzeit beschrieben. Aber es ist offenbar immer noch aktuell.
Sich Aufspielen und Unterwerfen. Die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler sieht jedenfalls die typische Mischung aus „sich Aufspielen“ einerseits und Unterwürfigkeit auf der anderen Seite auch heute noch am Werk, etwa in der Querdenker-Bewegung. „Da könnte man ja zunächst meinen, die sind doch das Gegenteil von Untertanen“, sagt Münkler. „Aber in dieser Weise, sich aufzuspielen und zu sagen, ich verfüge letzten Endes über das, was da zu denken ist – da sind sie dem Untertanen nicht so ganz unähnlich.“

via deutschlandfunkkultur: Geburtstag von Heinrich Mann – Der Querdenker ist der „Untertan“ von heute