Die auf Medienshows ausgerichtete Politik der Identitären funktioniert nicht mehr. Am vergangenen Donnerstag tauchten in den frühen Morgenstunden Rechtsextreme am Ort des Terroranschlags in der Wiener City auf, entzündeten Bengalos und hinterließen beim Denkmal für die Opfer des 2. November ein Plakat und Flugzettel. Mit dieser Aktion versuchen Aktivisten aus dem Umfeld der Identitären, das islamistische Attentat, bei dem vier Menschen ums Leben kamen und 23 Personen zum Teil schwer verletzt wurden, einmal mehr für ihre Politik zu nutzen Dafür griffen sie auch die Kritik am schlichten Denkmal auf. So ist auf dem von ihnen hinterlassenen Plakat nicht nur von “Massenzuwanderung” und “Islamisierung” die Rede, es wurde auch ein “angemessenes Denkmal” gefordert. Tatsächlich wird das Denkmal von Wienern und Wienerinnen als zu klein und unwürdig betrachtet. Der zuständigen rot-pinken Stadtregierung war es hingegen wichtig, “zeitnah einen Ort des Gedenkens und der Trauer zu schaffen”, wie es dazu auf Anfrage heißt. Ihre Aktion können die Identitären jedoch nicht als Erfolg verbuchen. Zwar schicken sie Fotos von der Aktion an Medien, diese wurden aber nicht veröffentlicht, kaum ein Onlinemedium berichtete überhaupt. Lediglich Seiten aus dem Umfeld der Identitären brachten Artikel und die Fotos – neben den einschlägigen Telegram-Channels.
Eine auf Medienshows ausgerichtete Politik. Das zeigt, dass die auf Medienshows ausgerichtete Politik der Identitären nicht mehr funktioniert. Für sie ist jede Berichterstattung – auch kritische – ein Segen. Jeder Artikel und jeder Auftritt im Fernsehen oder Radio hilft, die Bekanntheit der Gruppe und ihrer Ideologie zu steigern. Das spricht Interessierte an und bringt Gönner dazu, Geld zu spenden. Es ist bemerkbar, dass Medien sorgsamer über die Identitären und deren Parallelorganisationen schreiben, die Gruppe und deren Aktionismus werden eingeordnet, die von ihnen inszenierten Fotos nicht mehr verwendet. “Zwischen uns und der Presse gibt es keine Konvenienz mehr”, schrieb Identitären-Sprecher Martin Sellner erst vor wenigen Wochen in einem Beitrag für das Onlinemagazin des extrem rechten Ideologen und Strippenziehers Götz Kubitschek. Dazu kommt, dass Sellner sein Zentralorgan, seinen wichtigsten Lautsprecher, verloren hat. Er wurde im vergangenen Jahr auf der Plattform Youtube gesperrt, und ein Comeback ist nicht in Sicht. Nach der Stilllegung im Juli 2020 ging er juristisch dagegen vor – vergebens. “Die Angelegenheit ist ausjudiziert”, schrieb das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) am vergangenen Montag dazu auf Twitter. Ein Mitarbeiter hatte zuvor zu Sellners Videos in Zusammenhang mit dem Verfahren Stellung genommen. Google begründet die Sperre mit einem Verstoß gegen seine Richtlinien gegen Hassrede

via standard: Corona-Demos: Zunehmende Rivalität zwischen Identitären und Neonazis