Mit rechten Anschlagsplänen will ein Angeklagter im Prozess um die Terrorzelle “Gruppe S.” nichts zu tun gehabt haben. Aber er verstrickt sich in Widersprüche. Eine Gruppe von Männern, die Ausländer und Andersdenkende hassen, die Muslime töten und einen Bürgerkrieg anzetteln wollen. Ein Polizeimitarbeiter, der ihnen bei der Beschaffung von Waffen unter die Arme greifen möchte. Ein Verräter aus den eigenen Reihen, der die ganze Gruppe an die Ermittler verpfeift. Die Anklageschrift offenbart tiefe Abgründe. Sie wird das Oberlandesgericht Stuttgart nun viele Monate lang beschäftigen. Zwölf Männer sitzen auf der Anklagebank, elf mutmaßliche Mitglieder und ein mutmaßlicher Unterstützer der Terrorzelle “Gruppe S.”. Die Wahrheitsfindung in dem Mammutprozess gestaltet sich als schwierig, weil die meisten der zwölf Angeklagten sich nicht zu den Vorwürfen äußern wollen. Doch einer bricht am Dienstag das Schweigen: Der, der für die Polizei arbeitete und die Gruppe unterstützt haben soll. Der Mann ist 51 Jahre alt, nach eigenen Aussagen ein Mittelalterfan aus Hamm in Nordrhein-Westfalen. Der Angeklagte im Zeugenstuhl trägt schulterlanges, gräuliches Haar und ein knallblaues Hemd, in dem er ein wenig wirkt wie in einer Sträflingsuniform. Mit seiner Aussage belastet er vor allem den einen Angeklagten, der als Kronzeuge des Verfahrens gilt. Der 51-Jährige selbst weist alle Verstrickungen mit Terrorplänen von sich.  Die Vorwürfe sind heftig: Die “Gruppe S.”, benannt nach ihrem mutmaßlichen Rädelsführer Werner S. aus dem Raum Augsburg, soll Schusswaffen gehortet und Anschläge geplant haben. Die Männer wollten der Anklage zufolge Moscheen in kleinen Ortschaften überfallen und Muslime töten. Sie sollen gut vernetzt gewesen sein in der rechtsextremen Szene, rekrutierten sich demnach aus Bürgerwehren, aus der sogenannten Reichsbürger- und Prepperszene, aus Gruppen mit Namen wie “Vikings Security Germania”, “Wodans Erben” oder “Freikorps Heimatschutz Division 2016 – Das Original”. Die Anschlagspläne sollen zum Ende hin sehr konkret geworden sein. 

via augsburger allgemeine: Prozess um “Gruppe S.”: Ein Angeklagter verstrickt sich in Widersprüche