Neue Spuren führen vom mutmaßlichen Drohbriefschreiber Alexander M. zu einer Gruppe im Darknet. Zumindest zeitweilig unterhielt er auch Kontakte zur NPD. Vor gut zwei Wochen haben Polizisten den mutmaßlichen Verfasser der NSU 2.0-Drohmails festgenommen. Seitdem rätseln Ermittler, Opfer und die Öffentlichkeit: Wer ist Alexander M., 53, der Mann aus Berlin, der fast drei Jahre lang Angst und Schrecken verbreitet haben soll, indem er angeblich E-Mails an Frauen, Linke und Menschen aus Einwandererfamilien schickte und ihnen mit dem Tod drohte? Hatte er Kontakte in die Polizei, um an vertrauliche Daten zu kommen? Und gibt es Bezüge in die aktive rechtsextreme Szene? Recherchen der ZEIT legen nahe, dass Alexander M. zumindest zeitweilig Kontakte zur NPD unterhielt. Ein Alexander M. taucht in einem internen E-Mail-Wechsel zwischen der NPD-Parteizentrale und dem Parteiverlag Deutsche Stimme aus dem Jahr 2007 auf. Der E-Mail-Wechsel liegt der ZEIT vor. Unklar ist, ob M. Mitglied der NPD war. Ein NPD-Sprecher wollte sich mit Verweis auf den Datenschutz nicht dazu äußern. (…) Eine vergangene Woche aufgetauchte E-Mail, die mutmaßlich Insiderwissen enthält, nährt nun den Verdacht, dass Alexander M. im Darknet gut vernetzt war – und dort unter Aliasnamen wohl auch zumindest indirekten Kontakt zu Polizisten unterhielt. “Es handelt sich um einen Zusammenschluss von mehreren Personen, darunter ‘Wehrmacht’, ‘Staatsstreichorchester’, ‘Wolfszeit’, ‘NSU 2.0 Der Führer’ und ‘Nationalsozialistische Offensive'”, heißt es in der E-Mail, die vergangene Woche an Journalisten ging und mit “Ein ehemaliger Bekannter des NSU 2.0” unterzeichnet war. Die Kontakte reichen sehr wohl bis in die Polizei, daher auch die Datenabfrage.” So sei man auch an nicht öffentliche Informationen aus einem weiteren Ermittlungsverfahren gegen einen anderen Rechtsextremisten namens André M. gelangt, der eine Serie von Drohmails unter dem Absender “Nationalsozialistische Offensive” verfasst hatte. In der anonymen E-Mail von vergangener Woche werden als Beleg diverse Details aus diesem sowie einem weiteren Ermittlungskomplex aufgeführt
“Wir sind ein lockerer Zusammenschluss heimattreuer Elitekämpfer” Diese Schilderung passt zu einer Selbstbeschreibung, die mutmaßlich Alexander M. im Spätsommer vergangenen Jahres der ZEIT geschickt hatte. “Wir sind ein lockerer Zusammenschluss heimattreuer Elitekämpfer, die sich nur im Netz unter Pseudonym treffen”, hieß es in einer Antwort des NSU 2.0 auf Fragen, die die ZEIT an dessen E-Mail-Adresse geschickt hatte. “Keiner kennt keinen persönlich.” Wie viele Personen hinter den E-Mails stünden, wisse er “selbst nicht genau”. Listen mit Informationen über die Adressaten der Drohmails würden untereinander weitergereicht.  Die Ermittler vermuten dagegen, dass Alexander M. die seltene Fähigkeit besaß, am Telefon mit der natürlichen Autorität eines Beamten aufzutreten und so Polizisten dazu zu bringen, ihm als vermeintlichem Kollegen mit einem Blick in den Dienstcomputer zu helfen. Daher habe er gar keine persönlichen Kontakte in die Behörden gebraucht. 

via zeit: Wer ist der Mann, der hinter NSU 2.0 stecken soll?