Am Sonntag sind Tausende Menschen durch Berlin marschiert, um gegen die Pandemie-Politik der Regierenden in Bund und Ländern zu demonstrieren – obwohl mehrere Demonstrationen verboten worden waren. Die Teilnehmerzahlen lagen deutlich unter denen ähnlicher Demos vor einem Jahr. Doch unter denjenigen, die auf die Straße gingen, waren auch Gewaltbereite: Einige Teilnehmer durchbrachen Polizeiketten, griffen Polizisten an. Der Landesgeschäftsführer der Journalisten-Gewerkschaft dju, Jörg Reichel, wurde von seinem Fahrrad gezerrt, geschlagen und getreten. Was sagen die Demonstrationen über den Zustand von Bündnissen wie “Querdenken” aus? Wie geht es weiter mit der Bewegung rund um die Corona-Demos? watson hat darüber mit Michael Blume gesprochen, Beauftragter gegen Antisemitismus des Landes Baden-Württemberg, der seit Beginn der Pandemie vor dem Gewaltpotenzial durch Verschwörungsgläubige warnt. Herr Blume, Sie haben im vergangenen November gegenüber watson erklärt, die “Querdenken”-Bewegung sei im “Stadium des Verfalls”. Sie haben damals andererseits vermutet, dass Teile weiter “eskalieren” und zu einer “Gefahr für die Sicherheit” werden würden. Am Sonntag sind in Berlin 5000 Menschen mit den “Querdenkern” auf die Straße gegangen – also deutlich weniger als vor einem Jahr. Zum anderen haben wir massive Gewalt gegenüber Polizisten erlebt, ein Gewerkschaftler wurde brutal attackiert. Fühlen Sie sich bestätigt in Ihrer Prognose?
Ja, leider. Die Zahlen schrumpfen – aber die Leute, die dabeibleiben, werden immer radikaler. Ich sehe mit Sorge, dass Leute wie der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg in Berlin waren. Homburg verbreitet inzwischen antisemitische Verschwörungsmythen, spricht von einer “Weltverschwörung”, hinter der Finanzinvestor und Philanthrop George Soros und die Grünen steckten. Wie geht es jetzt weiter mit der Bewegung hinter den Corona-Demos? Ich glaube leider, dass in den nächsten Jahren die Radikalisierung weitergeht. Dass wir Gewalt und möglicherweise auch Terror erleben werden.

via welt: “Ich glaube leider, dass wir Gewalt erleben werden”: Antisemitismusbeauftragter Blume warnt vor Terrorgefahr durch “Querdenken”