Backtipps, Flechtfrisuren und Landschaftsbilder: Auf den ersten Blick wirken sie wie vermeintlich harmlose Influencerinnen. Tatsächlich sind sie Aktivistinnen mit einer rechtsextremen Ideologie, die Instagram als ihre Propaganda- und Rekrutierungsplattform nutzen. Einrichtungs-Inspiration, Kochrezepte, Beauty-Tipps, Landschaftsfotos des deutschen Waldes oder im Dirndl vor den Alpen. Frauen aus der rechtsextremen Szene nutzen bewusst diverse Plattformen wie Instagram, YouTube und Telegram, um ihr rechtsextremes Weltbild, persönlich und emotional verpackt, bei einem großen, jungen Publikum zu verbreiten. Und es gibt viele von diesen weiblichen Aktivistinnen auf Instagram mit mehreren tausend Follower:innen. IB ködert mit jungen, weiblichen Aktivistinnen Reinhild ist eine von ihnen, sie ist Aktivistin der sogenannten „Identitären Bewegung“ (IB). Sie postet Bilder von sich, in unterschiedlichen Situationen, oft versehen mit einem Zitat einer prominenten Persönlichkeit, wie Johann Wolfgang Goethe oder dem Dalai Lama. Sie nutzt dabei Hashtags – sowohl unpolitische wie #meerweh oder #reinigung aber auch zum Beispiel #Partyaktivismus oder #reconquista. „Reconquista“ ist eine der beliebtesten Erzählungen der IB. Dabei geht es um die „Rückeroberung“ Deutschlands und Europas, einerseits abstrakt von der „Ideologie des Multikulturalismus“, andererseits ganz praktisch von Muslim:innen, die in Deutschland oder Europa leben. Auf ihren Bildern verbreitet Reinhild mal Symbole der „Identitären Bewegung“, mal verlinkt sie zum Kanal von „Lukreta“, einem Nachfolgeprojekt von „120db“. Bei „Lukreta“ geht es der IB wieder einmal um rassistische Hetze unter dem Deckmantel des vorgeblichen „Schutzes von Frauen“. Eine weitere Aktivistin der „neuen“ Rechten ist Freya. In ihren YouTube-Videos sitzt sie in ihrem Zimmer, im Hintergrund hängt eine Lichterkette – die typische Deko von Influencerinnen. Neben Tipps, wie man das beste Bananenbrot backt oder welche Sonnencreme sie bevorzugt, verbreitet sie jedoch klar völkische Inhalte: Sie gibt auf Instagram Empfehlungen, wie und wo man sich als Patriot:in am besten vernetzen könne, oder wie man als „traditionelle Frau“ leben sollte, nämlich indem man sich der „Spaßgesellschaft“ entziehe, den Haushalt unter Kontrolle habe, Kochen, Backen, Sticken und Nähen lerne und sich mit der deutschen Kultur auseinander setze. Freya ist Aktivistin der „Identitären Bewegung“. Ihre  professionell und zunächst unverfänglich daher kommende Videos werden vom „EinProzent“-Medienteam um Simon Kaupert produziert, einem rassistischen Kampagnenprojekt und Netzwerk deutscher und österreichischer Rechtsextremer im Umfeld der „neuen“ Rechten. Zu ihren rechtsextremen Zielen gehört es unter anderem, eine „Gegenöffentlichkeit zu schaffen“ und sogenannte „Widerstandszentren“ zu errichten. (…)
Influencerinnen richten sich auf Instagram normalerweise an eine weibliche Zielgruppe. Nicht so jedoch rechtsextreme Influencerinnen, sie sprechen sowohl Frauen wie auch Männer an. Junge Frauen wie Reinhild oder Lisa Lehmann fungieren wie eine Art Türöffner in die rechtsextreme Szene. Via Instagram versucht die neurechte Szene vor allem junge Menschen anzusprechen und für die eigenen menschenfeindlichen Inhalte zu gewinnen. Die rechten Influencerinnen stehen für ein antifeministisches Weltbild: Der in ihren Augen schädliche Feminismus hätte die heile Welt der traditionellen Familie und klassischen Geschlechterrollen zerstört. Er hätte Männer und Frauen zu Gegner:innen und letztere zu Opfern gemacht. Aktivist:innen der „neuen“ Rechten versuchen die klassischen Rollenbilder zu rehabilitieren. Und diese Bestrebung dürfte so einige junge Männer ansprechen, die sich ein „Frauchen am Herd“ wünschen. Ein zentrales Narrativ in der rechtsextremen Propaganda ist es, Angst vor Migrant:innen zu schüren. Sie versuchen das Bild eines angeblich zu „sexuellen Übergriffen neigenden“ Geflüchteten und oder Migranten als Gefahr für „deutsche“ Frauen zu zeichnen. Ganz im Sinne eines klassischen Rollenverständnisses wollen sie, dass der Mann seine Männlichkeit wiederentdecke (die sei durch den Feminismus verloren gegangen) und die „deutsche“ Frau vor den Migranten beschütze. Daher richten sich die weiblichen rechtsextremen Influencerinnen eben auch an Männer.

via belltower: Rechte Influencerinnen – RECHTSEXTREME INHALTE SCHÖN VERPACKT