Zwei Rechtsextremisten sollen in Thüringen Medienvertreter angegriffen haben. Zum Prozessauftakt macht einer von ihnen den Journalisten Vorwürfe. Die protestieren gegen seine Darstellung und verlassen den Gerichtssaal. Zum Auftakt des Prozesses wegen des Überfalls auf zwei Journalisten in Thüringen vor mehr als drei Jahren haben sich die beiden Angeklagten zu den Vorwürfen geäußert. Dabei räumte der 22 Jahre alte Hauptangeklagte ein, er habe im April 2018 mit einem Schraubenschlüssel in Fretterode (Landkreis Eichsfeld) auf das Auto der beiden Journalisten eingeschlagen. Beide Angeklagten werden der rechtsextremen Szene zugerechnet. Er sei damals in Rage gewesen, weil die Journalisten zuvor Fotos von ihm und dem Haus seiner Familie gemacht hätten, so der 22-Jährige. Außerdem hätten sie versucht, ihn mit ihrem Auto zu überfahren, behauptete er. Zudem habe einer der Journalisten mit einem Baseballschläger auf ihn und seinen Begleiter eingeschlagen. Aus Protest gegen diese aus ihrer Sicht wahrheitswidrige Darstellung verließen die beiden Journalisten den Gerichtssaal. Ausgangspunkt des damaligen Überfalls war eine Recherche der Journalisten in der Nähe des Grundstücks des bekannten Rechtsextremen Thorsten Heise. Er ist unter anderem stellvertretender Bundesvorsitzender der NPD. Die beiden Angeklagten stammen aus seinem Umfeld, einer ist der Sohn von Heise. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen wirft ihnen vor, die Journalisten angegriffen zu haben. Außerdem habe der Hauptangeklagte einem der Journalisten ein Messer in den Oberschenkel gestochen. Der zweite, 27-jährige Angeklagte sagte, er habe während der Auseinandersetzung kein Messer gesehen.

via sz: Journalisten verlassen Gerichtssaal in Prozess um Neonazi-Angriff

siehe auch: Mit Oma, Opa und Messer. Zwei Neonazis aus Thüringen verletzen Journalisten offenbar schwer. Im Prozess geben sie sich aber als Opfer prügelwütiger Antifaschisten. Die beiden Männer die an diesem Dienstag den Gerichtssaal betreten, geben ein eigentümliches Bild ab: die gleiche Basecap, die gleiche Sonnenbrille, die gleiche dunkle Jacke, die gleiche akkurat kurz gestutzte Frisur. Man könnte sie für Zwillinge halten – und so ganz falsch wäre das gar nicht. Nordulf H., 22 Jahre alt, ist der älteste Sohn von Thorsten Heise, einem der wichtigsten Drahtzieher der extremen Rechten im Land. Gianluca B., 27, gilt als Heises Ziehsohn. Die zwei Neonazis müssen sich wegen des Vorwurfs der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung, des schweren Raubs und der Sachbeschädigung vor dem Landgericht in Mühlhausen verantworten. Am 29. April 2018 sollen sie zwei Göttinger Journalisten, die auf Recherchen über die rechte Szene spezialisiert sind, angegriffen, schwer verletzt und ihre rund 1500 Euro teure Fotoausrüstung geraubt haben. Ein Zentrum des Neonazismus Die antifaschistischen Journalisten waren in das thüringische Dorf Fretterode unweit der Grenze zu Hessen und Niedersachsen gefahren, weil sie von einem größeren Neonazi-Treff dort im Hause Heise gehört hatten. Dem einflussreichen NPD-Bundesvize, Kameradschaftsführer, Rechtsrockhändler und Konzertveranstalter gehört in dem Ort seit rund 20 Jahren das mächtige Gutshaus mitten im Ort. (…) Am Ende hatte ein Journalist einen gebrochenen Schädel, der andere eine Stichverletzung im Bein. Ihr Auto war zerstört, die Kamera weg. Nicht aber der Speicherchip mit den Fotos, den hatten sie noch rechtzeitig verstecken können. Eines der Fotos zeigt den vermummten H., wie er – Schraubenschlüssel in der Hand – auf den Fotografen zurennt. Bislang hatten die angeklagten Neonazis zu diesen Vorwürfen geschwiegen. Beim Prozessauftakt präsentieren sie dafür über ihre Verteidiger Wolfram Nahrath und Klaus Kunze – beides bekannte Szene-Anwälte – nun ihre Sicht der Dinge. Besonnen und rechtschaffen seien sie gewesen, die eigentlichen Opfer, unschuldig heimgesucht gewaltbereiten Antifa-Aktivisten, die gar keine Journalisten seien; König-Preuss zum Prozessauftakt gegen militante Neonazis. Heute hat in Mühlhausen der Prozess gegen militante Neonazis, die im April 2018 zwei Journalisten attackierten und schwer verletzten, begonnen. Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, die am heutigen Prozesstag teilnahm, erklärt dazu: „Während die Anklageschrift nüchtern den Angriff auf die beiden Journalisten beschreibt, sind die heute verlesenen Einlassungen der beiden Täter nur als schamloser Versuch einer Täter-Opfer-Umkehr einzuordnen. Nicht nur, dass die Neonazis in ihren Einlassungen versuchten, den Journalisten ihre Journalistentätigkeit abzuerkennen, sie diffamierten beide mehrfach als angebliche Täter. Ich hoffe, dass das Gericht an keiner Stelle auf das Agieren militanter Neonazis, die den Tod von zwei Menschen billigend in Kauf nahmen, hereinfällt, sondern dies zurückweist.“