Es war gezielter Massenmord: Vor 80 Jahren kesselte die Wehrmacht Leningrad ein, bis 1944 starben rund eine Million Menschen jämmerlich. Die letzten Überlebenden leiden bis heute, sagt Historikerin Sophie Tempelhagen. An seinen Absichten ließ Hitler keinen Zweifel: »Der Führer hat beschlossen, die Stadt Petersburg vom Antlitz der Erde zu tilgen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse an dem Fortbestand dieser Großsiedlung«, hieß es in einer geheimen Direktive des Stabes der deutschen Kriegsmarine vom 22. September 1941. Es sei »beabsichtigt, die Stadt eng einzuschließen und durch Beschuss mit Artillerie aller Kaliber und laufendem Bombeneinsatz dem Erdboden gleichzumachen. Sich aus der Lage der Stadt ergebende Bitten um Übergabe werden abgeschlagen werden.« Was folgte, war ein kühl kalkulierter Massenmord. Leningrad, zweitgrößte Stadt der Sowjetunion, Wiege der bolschewistischen Revolution, sollte systematisch ausgehungert werden. Vor 80 Jahren schloss sich der Belagerungsring rund um die Stadt – zweieinhalb Millionen Menschen saßen in der Falle. Gleich zu Beginn der Blockade bombardierte die deutsche Luftwaffe die Badajew-Lagerhäuser, wo sich im Süden der Stadt ein Großteil der Lebensmittel befand. Im Norden riegelte der deutsche Verbündete Finnland Leningrad ab. (…) 872 Tage währte das Martyrium in Leningrad. Schätzungen zufolge starben mehr als eine Million Menschen durch Hunger, Kälte und Bombenangriffe, unter ihnen vor allem Alte, Kranke und Kinder.

via spiegel: Blockade von Leningrad – 872 Tage Hunger

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