Deutschland hat gewählt, eine klare Regierungsoption zeichnet sich aber noch nicht ab. Die SPD liegt vor CDU und CSU. Grüne und FDP dürften am Ende zu Königsmachern werden. Sie alle haben vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen. Die Partei konnte in Thüringen und Sachsen die meisten Zweitstimmen holen. Ein Rechtsrutsch, der aus Sicht mehrerer Politikwissenschaftler nicht mehr mit Protestwählern zu erklären ist. (…) In den ostdeutschen Bundesländern zeigt sich ein anderes Bild als im Rest der Bundesrepublik. Die AfD gewinnt in Sachsen erneut und auch in Thüringen die Bundestagswahl mit den jeweils meisten Zweitstimmen. Während die SPD in Sachsen-Anhalt knapp vor der AfD landet und die Union in Sachsen und Thüringen auf den dritten Platz verweist, ist die CDU mit Rekordverlusten konfrontiert. (…) Die AfD wird in Thüringen und Sachsen stärkste Kraft, und kann darüber hinaus mit Abstand die meisten Direktmandate gewinnen. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg verliert die Partei zwar leicht an Stimmen, kann jedoch ihre starken Ergebnisse verstetigen. In allen vier Bundesländern werden die Landesverbände der AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft. Während 2017 viele Wahlbeobachter die starken Ergebnisse der AfD in den mitteldeutschen Bundesländern als Protestwahl bewerteten, könne das in diesem Jahr nicht mehr gelten, so Rechtsextremismusforscher Oliver Decker vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung: Es zeigt sich, dass es im Osten eine große Zahl von Menschen gibt, die in der AfD ihre politische Heimat findet. Die Interessen dieser Menschen sind offensichtlich antidemokratisch, rechtsextrem und völkisch. Der Politikwissenschaftler Hans Vorländer, spricht bei den AfD-Anhängern gar von einem “gefestigt, hermetisch abgeriegelten Milieu, das sich weiter abgrenze”.

via mdr: Ostdeutschland wählt die AfD nicht aus Protest