Der für Donnerstag geplante Prozess gegen vier Dresdner Neonazis in Rudolstadt ist verschoben worden. Die Männer sind angeklagt, am 1. Mai 2015 drei Punks in Saalfeld brutal angegriffen zu haben. Saalfeld, 1. Mai 2015. Die Neonazi-Kleinstpartei “Der Dritte Weg” hat einen Aufmarsch angemeldet. Im Laufe des Vormittags reisen immer mehr Neonazis an. In der Innenstadt finden parallel Gegenveranstaltungen statt. Gegen Mittag zieht eine rund 80-köpfige Neonazi-Gruppe ohne Polizeibegleitung vom Bahnhof Richtung Versammlungsplatz durch die Innenstadt. In der Saalstraße treffen sie auf eine kleine Gruppe Punks – es folgt ein brutaler Angriff. Augenzeugenvideo zeigt den Angriff Ein Augenzeuge filmt die ersten Sekunden. Zwei Dresdner Neonazis stellen sich dem ersten Opfer in den Weg, weitere Rechtsextremisten nähern sich den Punks von der Seite. Nach MDR THÜRINGEN-Recherchen sind mehrere Dresdner Neonazis unter den ersten, die auf die Punks losgehen. Einer von ihnen bemerkt die Kamera und reißt den Arm vors Gesicht. Nach MDR-Informationen handelt es sich bei dem Mann um einen Sicherheits-Unternehmer aus Dresden. Auf dem Video ist zu sehen, wie einer der Dresdner seinem Opfer unvermittelt gegen den Kopf schlägt. Die Aufnahme bricht ab, als der Augenzeuge Hilfe holt. Ein Punk wird bei dem Angriff bewusstlos geprügelt und über die Straße getreten.
Einsatzpannen und ein erstes Urteil. Zwar werden die Neonazis kurz darauf von der Polizei aufgegriffen und eine Stunde lang durch Saalfeld eskortiert – wegen zahlreicher Einsatzpannen gibt es aber kaum Beweise. Nach MDR-Recherchen sollen insgesamt vier spätere Mitglieder der im Sommer 2015 gegründeten sogenannten “Freien Kameradschaft Dresden” bei dem Angriff dabei gewesen sein. Ebenso sechs Männer, die zu ihrem engsten Vertrauenskreis gehören. “Reisegruppe 44” nennt sich diese Gruppe damals selbst. 2018 werden zwei Beschuldigte des Angriffs, ein Dresdner und ein Rechtsextremist aus Sachsen-Anhalt, wegen ihrer Beteiligung zu mehrjährigen Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Ehemals Mitbeschuldigte soll gegen Freunde ausgesagt haben Sechseinhalb Jahre nach dem Angriff auf die Punks gibt es nun ein zweites Verfahren am Amtsgericht Rudolstadt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera sagte, die Aussage einer zunächst Mitbeschuldigten in dem ersten Verfahren habe zu weiteren Ermittlungen geführt. So hätten die aktuell Beschuldigten ermittelt werden können. Bei der ehemals Mitbeschuldigten soll es sich nach MDR-Recherchen um Janette P. handeln. Die Dresdnerin soll bei dem Angriff in Saalfeld ebenfalls anwesend gewesen sein. Im Verfahren um die “Freie Kameradschaft Dresden” war die junge Frau Anfang 2020 zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Bei den vier aktuell beschuldigten Männern im Alter zwischen 26 bis 35 Jahren handelt es sich nach MDR THÜRINGEN-Recherchen ebenfalls um einschlägig bekannte Dresdner Neonazis aus dem engsten Umfeld der mittlerweile als kriminelle Vereinigung eingestuften “Freien Kameradschaft Dresden”. Unter ihnen soll nach MDR-Recherchen auch der Sicherheitsunternehmer aus dem Augenzeugen-Video sein. Er und ein weiterer aktuell Angeklagter wurden bereits wegen Beteiligung an Gewalttaten der Dresdner Kameradschaft zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

via mdr: Prozess gegen Dresdner Neonazis wegen Angriff auf Punks in Saalfeld verschoben