Die Linksjugend hat ein Straßenschild überklebt. Foto: Linksjugend
Bonn Die „Linksjugend [‚Solid] Bonn“ hat das Straßenschild auf der Kurt-Georg-Kiesinger-Allee überklebt. Auf dem Zettel steht der Name der Frau, die den Kanzler einst wegen dessen NS-Vergangenheit ohrfeigte. Ein Straßenschild auf der Kurt-Georg-Kiesinger-Allee nahe dem Robert-Schuman-Platz am Bundesumweltministerium ist am Sonntag kurzerhand mit einem neuen Namen überklebt worden. Die „Linksjugend [‚Solid] Bonn“ hat sich öffentlich dazu bekannt, das Schild mit einem Zettel überklebt zu haben, auf dem „Beate-Klarsfeld-Alle“ zu lesen ist. Es steht zu vermuten, dass das zur vollständigen Allee notwendige zweite „e“ hinter dem Klebestreifen verschwunden ist.
In einer Pressemitteilung heißt es zur Erklärung: „Wir sind der Überzeugung, dass ehemalige NS-Funktionär*innen ins Gefängnis und nicht ins Kanzleramt gehört hätten. Mitglieder der NSDAP oder anderer Nazi-Organisationen sollten erst recht keine öffentlichen Ehrungen wie die Benennung von Straßen erhalten.“ Alt-Kanzler Kiesinger (CDU), der die Große Koalition von 1966 bis 1969 anführte, war Mitglied in der NSDAP und ab 1940 im Dienst des Auswärtigen Amts tätig, wo er es zum stellvertretenden Abteilungsleiter der mit Auslandspropaganda befassten Rundfunkpolitischen Abteilung brachte. (…) Bekannt wurde sie im November 1968, als sie Kiesinger – damals noch Kanzler – auf dem CDU-Parteitag in Berlin als Nazi beschimpfte und ihm eine unsanfte Ohrfeige verpasste.

via generalanzeiger: Straßenschild überklebt : Linksjugend benennt Kurt-Georg-Kiesinger-Allee in Bonn um

siehe auch: Graphic Novel über Beate Klarsfeld – Bang Boom Nazi. Sie ohrfeigte 1968 Bundeskanzler Kiesinger und jagte mit ihrem Mann Serge NS-Verbrecher. Hier erzählt Beate Klarsfeld, warum ihr Leben für einen Bilderband taugt – und wie sie sich als Comic-Heldin fühlt. SPIEGEL: Frau Klarsfeld, in der Graphic Novel »Die Nazi-Jäger« über Ihr Leben geht es auf Seite 15 lautmalerisch zur Sache: »Klatsch!« – Ihre Ohrfeige vom 7. November 1968 an Bundeskanzler Kiesinger, die Sie mit einem Schlag weltberühmt machte. Erinnern Sie sich an das echte Geräusch? Klarsfeld: Oh, darauf konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich habe nur die Gelegenheit genutzt, Kiesinger zu ohrfeigen, was ja schwer genug war auf einem CDU-Bundeskongress. Die Ohrfeige traf nicht nur seine Wange, auch sein Auge. Das war der Moment, in dem ich wusste: Es ist gelungen. SPIEGEL: In der Graphic Novel lässt sich Ihre Genugtuung nachlesen: »Nach vielen missglückten Versuchen habe ich es endlich heute geschafft, diese symbolische Aktion auszuführen.« Warum war es für Sie so wichtig, Kurt Georg Kiesinger zu ohrfeigen? Klarsfeld: Das Wichtige war, dass die Presse nicht nur über diesen Skandal berichtete, sondern auch über mein eigentliches Anliegen: Eine junge Frau ohrfeigte den Kanzler wegen seiner Nazi-Vergangenheit. Es war für mich keine Gewalttat, auch wenn ein Richter mich deswegen noch am selben Tag zu einem Jahr Gefängnis verurteilte. Ich habe ihm gesagt: Gewalt ist, wenn man der Jugend einen Nazi-Kanzler aufzwängt.

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