Verteidiger von Kyle Rittenhouse fabuliert von “Künstlicher Intelligenz”, die Bilder fundamental verändere. Der Richter folgt dieser Argumentation mithilfe seines Galaxy S20. Der Anlass für eine derzeit in den USA laufendes Verfahren ist alles andere als amüsant: Kyle Rittenhouse ist angeklagt, im August 2020 am Rande einer “Black Lives Matter”-Demonstration in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin zwei Personen ermordet und eine schwer verletzt zu haben. Was das Verfahren noch brisanter macht: Rittenhouse war nicht nur selbst zu diesem Zeitpunkt Mitglied einer rechtsextremen Miliz, er wird von diesen Kreisen seitdem auch als eine Art Held gefeiert. Was sich derzeit vor Gericht abspielt, kann aber nur als bizarr bezeichnet werden. Seit mehreren Tagen geht es in dem Verfahren nun bereits um Apples “Pinch to Zoom” und ähnliche Funktionen bei anderen Herstellern. Ausgangspunkt war die Wiedergabe eines Videos, in dem zu sehen ist, wie Rittenhouse auf Demonstranten schießt. Da die Aufnahme eine recht weite Perspektive zeigte, wollten die Geschworenen näher heranzoomen, um auf den zur Verfügung gestellten iPads das Geschehen besser erkennen zu können. Genau dagegen erhob die Verteidigung umgehend Einspruch.
Die Argumentation: iPads trügen eine “Künstliche Intelligenz” in sich, die es erlaube “Dinge dreidimensional und logarithmisch” zu betrachten. Entsprechend werde bei der Nutzung von “Pinch to Zoom” nicht die Realität gezeigt, sondern was Apple glaube, dass passiert sei. Eine Ausführung, die natürlich Nonsens ist. Digitale Skalierungsverfahren sind wohl untersucht und dokumentiert, dabei wird auch nichts dazu erfunden. Fruchtbarer Boden Beim technisch offenbar wenig versierten Richter ging dieser Plan allerdings auf. Die Geschworenen mussten das Video stattdessen auf einem Fernseher im Gerichtssaal betrachten, was zur Folge hatte, dass kaum etwas zu erkennen war. Dies auch weil es der Anklage nicht gelungen ist, innerhalb von 20 Minuten einen Gegenbeweis vorzubringen, wie der Richter alternativ vorschlug.

via standard: Verfahren um rechtsextremen Todesschützen gleitet in bizarre Debatte über Apples “Pinch to Zoom” ab