Der absehbare Kampf um Plätze auf Intensivstationen: Wie geht man mit der Tatsache um, dass das Sterberisiko von Ungeimpften so viel höher ist? Ende, aus – die Sackgasse, in der sich die Ungeimpften durch die Pandemie bewegen, endet genau hier: auf der Intensivstation. Nicht, weil jeder Ungeimpfte zwangsläufig dort landet, sondern weil all die, derentwegen die Intensivstationen im Land jetzt „volllaufen“, die Mehrheit im Land gegen sich aufbringen. Das System kollabiert auf Station, das war klar. Kliniker im Südosten des Landes klingen heute wie Ärzte in Rumänien oder Bulgarien vor ein paar Wochen. Deutschland, das sich wegen der etwa siebenmal so hohen Intensivkapazitäten wie Schweden und wegen der „Elastizität des Systems“ lange einigermaßen sicher fühlte, hisst regional die weiße Fahne. Die Überlastung ist unausweichlich, nein, sie ist schon da. Patienten werden verlegt, weil Behandlungsbetten fehlen, Operationen werden verschoben, Schwerkranke vertröstet. Das sind Kollateralschäden der Pandemie. Inzwischen ist die Rede von „latenten“ Triagefällen, in denen Krebs- und Infarktpatienten, Menschen mit einer lebensbedrohlichen Gefäßerweiterung oder stundenlang zwischen Kliniken Hin-und-her-Kutschierte dem Tode näher kommen, als es nötig wäre. Achtzig bis neunzig Prozent der beatmungspflichtigen Covid-19-Patienten sind Ungeimpfte. Und die Neuinfektionen von heute sind in drei Wochen die schweren Beatmungsfälle. All das ist nicht neu, nur lässt sich die grausame Realität jetzt nicht mehr ausblenden. Drei Wochen: In diesem Zeitraum kommen bei den aktuellen Fallzahlen mehr Covid-19-Patienten zusammen, die als Notfälle beatmet und intensiv behandelt werden müssen, als im ganzen Jahr Verkehrsopfer auf Intensivstationen eingeliefert werden. Nur dass Covid-Patienten nicht im Schnitt nach vier Tagen entlassen werden, sondern viele von ihnen wochenlang beatmet und behandelt werden. Damit ist klar: Die Adventszeit wird für Ärzte, Pfleger und Angehörige zur Tortur, die Ressourcen sind am Ende, das System stürzt noch tiefer in das tiefe ethische Tal, das mit dem medizinischen Begriff Triage viel zu undeutlich bezeichnet wird. Entscheiden zu müssen, wer am Ende den Intensivplatz erhält oder an die Beatmungsmaschine kann, weil die Ressourcen selbst im deutschen Überflusssystem begrenzt sind, das ist für das ohnehin überlastete Klinikpersonal die nächste schwere Bürde. Die „latente“ Triage ist in Sachsen und Bayern schon Realität, man kümmert sich um Krebs-, Gefäß- oder Herzkranken noch so gut es geht, sucht medizinische Auswege, weshalb Kliniker fast schon euphemistisch von einer „weichen“ Triage sprechen (…) Völlig klar ist aber auch nach dem bisherigen Verlauf der Pandemie und der Fülle an traurigen klinischen Erfahrungen, dass der Impfstatus die Überlebenswahrscheinlichkeit tatsächlich massiv beeinflusst. Das Sterberisiko ist für Ungeimpfte dramatisch erhöht, für Hochaltrige liegt es bei fast einem Viertel aller Corona-Infizierten. Das gleiche Bild auf der Intensivstation: Dass heute immer noch zwischen dreißig und fünfzig Prozent der auf Intensivstation behandelten Covid-19-Patienten am Ende versterben, liegt ganz eindeutig an dem großen Anteil von Impfunwilligen, die schwer erkranken. Die neueste Auswertung der amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention von 36 Prozent der US-Bevölkerung weist für Ungeimpfte statistisch ein vierzehnfach erhöhtes Sterberisiko aus.

via faz: DEBATTE ÜBER TRIAGE: Wer darf weiterleben?

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