Die Situation rund um die Schließung einer Bäckerei in Erbach eskaliert: Jetzt werden Bürgermeister Traub und seine Familie aus den Reihen der Querdenker bedroht. Die Polizei nimmt die Lage ernst. Seit Montagabend steht Erbachs Bürgermeister Peter Traub (unabhängig) in Kontakt mit der Polizei. In regelmäßigen Abständen fahren Beamte in Streifenwagen an seinem Haus vorbei, um zu schauen, ob noch alles in Ordnung ist. Denn Traub hat Angst um seine Familie. Nur wenige Stunden zuvor hatte ihn eine Drohung aus der Querdenker-Szene erreicht. “Er muss bedrängt werden”, schrieb ein Nutzer unter dem Namen “Jörg Löw” am Montagmittag über den Nachrichtendienst Telegram in eine Chatgruppe. Er rief zudem zu einer Demo vor Traubs Haustür auf. “Die Familie fühlt sich dann nicht mehr sicher”, heißt es dort weiter. Eine gezielte Androhung von Gewalt gegen Traub und seine Familie. Die Nachricht wurde inzwischen gelöscht, Traub hat dem hr aber einen Screenshot zukommen lassen. Drohung in Querdenker-Chat Die Gruppe, in der “Jörg Löw” seine Drohung aussprach, ist frei zugänglich und klar der Querdenker- und Impfgegner-Szene zuzuordnen. Daran lassen andere Beiträge keinen Zweifel. Traub ist in den vergangenen Tagen vermehrt zur Zielscheibe von Kritik aus dem Querdenker-Lager geworden. Auslöser war die vorübergehende Schließung der Bäckerei “Zeitlos”, deren Inhaber Alexander K. ebenfalls dem Querdenker-Milieu zuzuordnen ist.
K. hatte in seinem Laden mehrfach gegen Corona-Schutzmaßnahmen verstoßen und vor allem die Maskenpflicht missachtet. Nach der Schließung erfuhr K. großen Zuspruch aus der Querdenker-Szene, an mehreren Tagen demonstrierten teilweise bis zu 100 Menschen vor dem Geschäft für eine Wiedereröffnung. Im Internet tauchte sogar eine an Traub adressierte Petition auf, in der er aufgefordert wurde, sich gegen die Corona-Maßnahmen zu stellen und sich bei K. zu entschuldigen. Traub: “Das ist bedrohlich” Durch die jüngste Nachricht hat der Konflikt allerdings eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Und Traub nimmt die Situation durchaus ernst. “Das ist bedrohlich”, sagt er dem hr. Dass die Drohung auch explizit gegen seine Familie gerichtet ist, findet er “perfide”. Trotz der angespannten Lage will sich Traub aber nicht von seinem Weg abbringen lassen. “Nicht einschüchtern lassen”, ist seine Devise. Mit der Veröffentlichung der Nachricht geht der Bürgermeister selbst in die Offensive. Als erste Konsequenz strebt er zusammen mit der Polizei eine Strafverfolgung an, er will auf alle Fälle Anzeige stellen. Traub ist sich sogar sicher, die Person zu kennen, die ihn und seine Familie bedroht. Auch andere Handelnde in der Chatgruppe seien ihm gut bekannt. Die Polizei bestätigt den Vorfall und nimmt die Lage ebenfalls sehr ernst. Konkrete Ermittlungen gegen eine bestimmte Person gebe es aktuell aber noch nicht. Dazu sei es noch zu früh, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag dem hr. Viel Zuspruch für Traub Nach der Aufregung der vergangenen Tage ist dem Bürgermeister aber auch daran gelegen, dem Eindruck entgegenzuwirken, Erbach sei fest in der Hand von gewaltbereiten Querdenkern. “Die überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger denkt nicht so”, erklärt Traub. Im Alltag bekomme er viel Zuspruch für seine Arbeit. Allerdingst wünscht er sich, dass noch mehr Menschen dem Treiben der Querdenker auch öffentlich und laut entgegentreten: “Wir müssen alle Flagge zeigen!”
Café “Zeitlos” bleibt geschlossen. Wie es unterdessen mit dem Café “Zeitlos” weitergeht, ist noch immer unklar. Das Gesundheitsamt verlangt von Inhaber Alexander K. die Vorlage eines Hygienekonzepts, das der Corona-Schutzverordnung entspricht. Zudem müssten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die 3G-Regel befolgen, also geimpft, genesen oder tagesaktuell getestet sein. Kunden müssten auf 2G kontrolliert werden. So lange bleibt der Laden geschlossen. Wie lange das dauern wird, hängt somit vom Einlenken des Inhabers ab.

via hessenschau: Nach Schließung von Bäckerei – Querdenker bedroht Erbachs Bürgermeister und seine Familie