Ein Bild in sozialen Medien erregt die Gemüter. Der Test wurde jedoch freiwillig und unter Beteiligung eines Elternteils geschrieben. In sozialen Medien im Internet sorgt seit Donnerstag ein Fall eines Voitsberger Schülers für Aufregung: Er hatte seinen Sachunterricht-Test bei minus ein Grad Celsius im Freien vor dem Klassenraum geschrieben. Die Teilnahme am Test war freiwillig, hieß es vonseiten der Bildungsdirektion Steiermark, ein dienstrechtliches Fehlverhalten des Lehrpersonals wurde nicht festgestellt. Der Schüler sei “wie ein Aussätziger” behandelt worden, kritisierte dagegen die FPÖ. Vonseiten der Eltern wurde für den Neunjährigen nach den Weihnachtsferien ein Maskenbefreiungsattest vorgelegt, der Schüler konnte dem Unterricht somit entschuldigt fernbleiben, wurde vonseiten der Bildungsdirektion festgehalten. Er sei von der Schule nicht aufgefordert oder verpflichtet worden, den Test zu schreiben, wurde von der Bildungsdirektion nach Rücksprache mit der Schulleitung auch klargestellt. Begleitung durch Elternteil Da die medizinische Grundlage des Maskenbefreiungsattests zum Zeitpunkt des Schultests von der Direktion noch geprüft und daher nicht akzeptiert worden war, kam es zu der Kompromisslösung: Der Schüler schrieb den etwa 15 Minuten dauernden Test vor dem Fenster sitzend auf einem Stuhl, parallel zu seinen Klassenkameraden. Der Bub, der den Test angeblich unbedingt absolvieren wollte, wurde am Testtag auch von einem Elternteil begleitet. Der Vater hatte der Prüfungssituation laut Bildungsdirektion zugestimmt. Die Alternative, nämlich das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für die Dauer der Leistungsüberprüfung im Klassenzimmer, wurde “von den Erziehungsberechtigten ausgeschlossen”.

via standard: Schüler ohne FFP2-Maske schrieb Test im Freien: Wirbel auf Social Media

siehe auch: Schüler sitzt im Freien – Schutzloses Opfer dient als Munition für pandemischen Glaubenskrieg. Man starrt auf das Bild und misstraut den Augen: Ein Schulbub aus Voitsberg sitzt bei Minusgraden im Freien auf einem Sessel und schreibt unter dem offenen Klassenfenster einen Test, getrennt von den Mitschülern. Im Bildtext, anonym verfasst, werden der Empörung die Tore geöffnet: Das Kind sei Opfer schulischer Willkür geworden. Die Leiterin habe das Attest zur Maskenbefreiung zurückgewiesen. So weit komme es im Land. So wird das Foto mit dem suggestiven Subtext durch den Fleischwolf sozialer Medien gedreht. Impfgegner befeuern die Publizität. Es vervielfältigt sich im Nu, schneller als auf jeder Druckmaschine. Man sieht das Bild, liest den Text und kann sich dem Entsetzen kaum entziehen. Es erging uns in der Redaktion nicht anders, als wir gestern das Foto zugespielt bekamen. In der Recherche erschließt sich die zweite Erzählebene der Geschichte, die das Foto verbirgt, und der Bildtext erst recht. Die Eltern des Buben kommen ins Spiel. Sie haben der Schule ein Attest zur Maskenbefreiung übermittelt und hatten schon zuvor beschlossen, das Kind aus der Klassengemeinschaft zu nehmen und im Nachbarort anzumelden. Dort darf es mit Schild in der Klasse sitzen. Auf die Teilnahme am Test bestehen die Eltern dennoch. Die Schulleitung wendet ein, die zweifelhafte Maskenbefreiung, ausgestellt von einem Demo-Arzt, erst prüfen zu müssen. Man trage Verantwortung für den Schutz der anderen Kinder. Es sind Hunderte. Anstatt pragmatisch nach einer kleinen Kammer im Inneren der Schule Ausschau zu halten oder für die zwanzig Minuten am Gang einen Tisch aufzustellen, willigt die Schule in den Vorschlag der Eltern ein, den Test ins Freie zu verlegen. Sie beugt sich einem Ansinnen, dem sie auf schulischem Boden nicht hätte stattgeben dürfen. So wird die Schule Beihilfstäterin für eine stigmatisierende und entwürdigende Situation, die man einem Neunjährigen bedenkenlos zumutet. Und: Sie wird fahrlässig, wenn auch unbeabsichtigt Beihilfstäterin für das Bildmotiv. Als Urheber des Fotos entpuppen sich die Eltern, die das Kind von hinten unbemerkt ablichten und das Bild digital in Umlauf bringen.

screenshot telegram