Verschwörungsideologen, Corona-Leugner und Rechtsextreme nutzen Telegram für die Vernetzung. Nun sollen mehrere große Kanäle gesperrt worden sein. Maßnahmenkritiker, Corona-Leugner und Verschwörungserzähler haben mit Telegram bereits zu Beginn der Pandemie einen sicheren Hafen für die Vernetzung und Organisation gefunden. Expertinnen und Experten kritisieren, dass Hassrede und Desinformation dort kaum moderiert werden, weshalb auch Rechtsextreme den Messenger zu ihrer Wahlheimat erkoren haben. Immer wieder vermischen sich deshalb die Inhalte der Szenen miteinander – und die Plattform trägt maßgeblich zur Radikalisierung bei. (…) Wie Netzpolitik.org berichtet, hat Telegram mindestens sechs Kanäle und Gruppen von Verschwörungserzählern gesperrt – zumindest für alle, die ein iOS- oder Android-Gerät nutzen. Suche man die Inhalte stattdessen über den Computer, seien sie weiterhin aufzufinden. Irrelevant dürften die Sperren dennoch nicht sein. Ein betroffener Kanal soll laut den Berichterstattern 300.000 Abonnentinnen und Abonnenten haben. Ein nicht unerheblicher Teil der Nutzer dürfte den Messenger über das Smartphone nutzen. Welche Rolle Telegram in der Radikalisierung von Verschwörungsgläubigen spielt, zeigt ein Extrembeispiel aus Deutschland. Anhänger der “Querdenker”-Bewegung äußerten Ende vergangenen Jahres Morddrohungen gegen Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) auf Telegram. DER STANDARD berichtete. Kurz darauf versuchten Impfgegner mit einem Fackelzug bis zum Haus der Mecklenburg-Vorpommer’schen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) vorzudringen. Sie mussten von der Polizei aufgehalten werden. (…) Auf Schreiben im Rahmen zweier aktuell laufender deutscher Bußgeldverfahren antworteten die Verantwortlichen bisher einfach nicht – was die Umsetzung möglicherweise strikterer Regulierungen unmöglich macht. Löschung durchaus möglich Auf entsprechenden Druck reagierte Telegram in der Vergangenheit aber durchaus. Wie DER STANDARD berichtete, wurden zum Beispiel im Rahmen einer Europol-Operation 2019 mehr als 43.000 Bots und Kanäle gelöscht, die mit der Terrororganisation “Islamischer Staat” in Verbindung standen. Zusätzlich gibt es immer wieder Spekulationen, dass der Messenger vor allem dann zu Sperren greift, wenn große Tech-Konzerne Druck ausüben. Immerhin kontrollieren Amazon, Google und Microsoft fast den gesamten Cloud-Hosting-Markt, der für den Betrieb von Webseiten notwendig ist.

via standard: Telegram sanktioniert offenbar reichweitenstarke Verschwörungserzähler

siehe auch: Für Android und iOS: Telegram blockiert Inhalte der Verschwörungsszene. Äußerst selten greift Telegram in Inhalte von Nutzer:innen ein. Jetzt blockiert Telegram in Einzelfällen Gruppen und Kommentare, in denen gegen Corona-Maßnahmen gehetzt wird. Betroffen ist, wer die App direkt von Google und Apple bezieht. (…) Jetzt zeigen Recherchen von netzpolitik.org, dass Telegram derzeit gegen manche Inhalte aus der deutschen Verschwörungsszene vorgeht. Gruppen lassen sich nicht öffnen, Kommentare in Kanälen werden nicht angezeigt. Punktuelle Maßnahmen Es handelt sich bisher offenbar um Einzelfälle. Betroffen sind mindestens sechs Kanäle und Gruppen aus der Verschwörungsszene. Die Einschränkungen gelten nur für Nutzer:innen, die Telegram aus dem Google Play Store oder dem App Store von Apple heruntergeladen haben. Wer Telegram aus anderen Quellen bezieht oder etwa auf dem Laptop nutzt, kann die eingeschränkten Inhalte weiterhin sehen. Die Namen der betroffenen Kanäle und Gruppen nennen wir nicht, um uns möglichst wenig an der Verbreitung von deren Falschinformationen zu beteiligen. Einen der Kanäle betreibt ein ehemaliger Russland-Korrespondent des Focus, er hat rund 300.000 Abonnent:innen, ein anderer Kanal wird von einem Anwalt aus der Querdenken-Szene betrieben. In den Kommentaren bezeichnen Nutzer:innen die Corona-Impfung als „Giftspritze“ und die Regierung als „Satanisten“. Sie verbreiten die falsche Erzählung, dass die Impfung Menschen töten solle.