Neonazis spielen laut Fachleuten bei dem Widerstand gegen Russland kaum eine Rolle. Am dritten Tag des Krieges, dem 27. Februar 2022, initiierte die ukrainische Regierung die „Internationale Legion zur Verteidigung der Ukraine“ nach einem Aufruf von Präsident Wolodymyr Selenskyj offiziell. Zu diesem Zeitpunkt kämpften bereits seit Jahren Ausländer aufseiten der ukrainischen Streitkräfte im Donbass. Am 6. März verkündete Außenminister Dmytro Kuleba, dass sich bereits mehr 20 000 Freiwillige aus aller Welt gemeldet hätten, um zu helfen, die russische Invasion aufzuhalten. Am 1. April stoppten die Behörden vorläufig die auswärtige Rekrutierung. Bevorzugt werden Veteranen mit Expertise an westlichem Gerät und didaktischen Fähigkeiten. Die „Legionäre“ sind nach der gültigen Definition keine Söldner. Der monatliche Sold soll um die 220 Euro betragen. Westliche Söldner würden für dieses Geld nicht einmal eine Uniform anziehen. Da manche Staaten militärisches Engagement ihrer Staatsbürger unter anderer Fahne als kriminell verfolgen, hat Kiew den „Internationalen“ die ukrainische Staatsbürgerschaft angeboten. In linken Kreisen werden die ausländischen Freiwilligen manchmal als Rechtsradikale bezeichnet. Tatsächlich hat die ukrainische Asow-Bewegung schon Jahre vor der Maidan-Revolution Ultrarechte aus aller Welt mit ihren extensiven Sommerfestivals angezogen. Die schwache Rechtsstaatlichkeit post-sowjetischer Nationen ermöglichte dort allerlei Freiräume, die im Westen undenkbar wären. Tatsächlich sind die Nazis in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte aber offenbar von keiner qualitativen oder quantitativen Relevanz. Israelische Fachleute sehen die rund zwei Prozent bekennenden Nazis in der Ukraine im Vergleich zu westeuropäischen Verhältnissen als belanglos an. Der Extremismusforscher Kacper Rekawek von der Universität Oslo verfolgt das Geschehen besonders um das jetzt in Mariupol eingeschlossene Asow-Regiment (2014 noch eine nazistische Miliz, aber seit Jahren nun in den Reservestreitkräften entpolitisiert und reglementiert): Er wisse von gerade mal 20 ausländischen Rechtsradikalen, die Asow habe rekrutieren können seit dem 24. Februar, wie er dem Online-Magazin „Slate“ Anfang März sagte. Laut Rekawek sind die in der Regel auf eigene Faust in die Ukraine aufbrechenden Freiwilligen aus dem gesamten politischen Spektrum zwischen links und rechts, die meisten sollen humanitäre Gründe für ihr Engagement angeben.

via fr: Wenige Rechtsradikale