Ein jüdischer Kläger hält die Darstellung an der Wittenberger Stadtkirche für beleidigend. Ähnliche Plastiken gibt es an Dutzenden weiteren deutschen Gotteshäusern. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat den Fall einer als “Judensau” bezeichneten Schmähplastik an der Stadtkirche Wittenberg in Sachsen-Anhalt verhandelt. Das Gericht muss klären, ob die aus Sandstein geformte Plastik entfernt werden muss. Ähnliche Plastiken existieren nach Kenntnis des Zentralrats der Juden an etwa fünfzig historischen Kirchen in Deutschland. Der sechste Zivilsenat wolle die Frage gründlich prüfen, sagte der Vorsitzende Richter Stephan Seiters am Montag lediglich. Einen Zeitpunkt für die bald erwartete Verkündung des Urteils nannte er noch nicht. Die Wittenberger Schmähplastik “stellt ein Schwein dar, an dessen Zitzen Menschenkinder saugen, die durch ihre Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen”, so hat es zuvor das Landgericht Dessau festgehalten. “Eine ebenfalls durch seinen Hut als Rabbiner zu erkennende Figur hebt mit der Hand den Schwanz der Sau und blickt ihr in den After.” Es ist eine Darstellung, die schon zu Lebzeiten des Kirchenreformators Martin Luther dort angebracht war, der auch in dieser Kirche predigte. 1570 wurde ergänzend ein Schriftzug in den Stein gemeißelt, der bis heute gut lesbar ist: “Schem Ha Mphoras”. Das ist Hebräisch, bedeutet “der besondere Name” und ist eine der vielen im Judentum gängigen Umschreibungen für Gott – und zugleich der Titel eines Buchs, das Luther 1543 schrieb und in dem er Juden mit dem Teufel gleichsetzte und sie in obszöner Sprache diffamierte.

via sz: Antisemitismus : BGH verhandelt über “Judensau”-Relief

Categories: Rechtsextremismus