In Italien stehen Neuwahlen an. Giorgia Meloni von der rechtsextremen Fratelli d’Italia könnte auf Mario Draghi folgen. Sie politisierte sich auffällig früh. Die Zeitung „Repubblica“ erschreckte ihre vorwiegend linksliberale Leserschaft in dieser Woche mit der Meldung, Giorgia Meloni bereite bereits ihre Ministerliste vor, die sie Staatspräsident Sergio Mattarella nach den Wahlen vorlegen werde. Die Nachricht mag etwas voreilig sein. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass die 45-jährige Römerin nun beste Chancen hat, Nachfolgerin von Mario Draghi und damit erste Frau an der Spitze der italienischen Regierung zu werden. Ihre Partei führt mit 20 bis 22 Prozent in allen Umfragen, gleichauf oder etwas vor dem sozialdemokratischen PD. Vor allem aber liegen die Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) deutlich vor ihren Bündnispartnern, vor Matteo Salvinis Lega und Silvio Berlusconis Forza Italia. So sehr das die beiden Machos Salvini und Berlusconi wurmen mag: Giorgia Meloni ist längst die unbestrittene Königin der Rechten in Italien. Die temperamentvolle Politikerin, die im Rechtslager beim Sturz Draghis im Hintergrund die Fäden zog, hat aus ihrer Sicht in den letzten Jahren alles richtig gemacht. (…) Genau hundert Jahre nach Benito Mussolinis Marsch auf Rom und seiner Machtergreifung am 30. Oktober 1922 wird also wahrscheinlich eine Persönlichkeit die Regierung übernehmen, die ihre gesamte politische Karriere im Dunst der verschiedenen postfaschistischen Parteien und Gruppierungen aufgebaut hat. Aufgewachsen im „roten“ römischen Arbeiterquartier Garbatella, war Giorgia Meloni schon im Alter von 15 Jahren der Fronte della Gioventù („Jugendfront“) des Movimento Sociale Italiano (MSI) beigetreten. Später politisierte sie in der Alleanza Nazionale von Gianfranco Fini, der die Postfaschisten auf die Demokratie verpflichtet und regierungsfähig gemacht hatte. Im Jahr 2008 wurde Meloni unter Silvio Berlusconi im Alter von 31 Jahren Jugend- und Sportministerin. Meloni ist Trump-Verehrerin und Transatlantikerin Zu ihren Sympathisanten zählen Mussolini-Nostalgiker und ehemalige neofaschistische Schläger. Bei ihren Wahlkampfauftritten ist regelmäßig der „römische Gruß“ zu sehen, der dem Hitlergruß in Nazideutschland entspricht. Meloni selber gibt sich dagegen als moderne und emanzipierte Frau und Mutter, die mit den ewiggestrigen Mussolini-Anhängern wenig gemein hat und mit beiden Füßen auf dem Boden des demokratischen Rechtsstaates steht.

via tageszeitung: Giorgia Meloni bringt sich in Stellung Wird diese Faschisten-Hoffnung bald Italien regieren?

siehe auch: Wer ist Giorgia Meloni? Ultrakonservative Ansichten, kein klares Nein zum Faschismus: Wenn Italien im Herbst wählt, könnte die Rechtsextreme Meloni neue Ministerpräsidentin werden. Was will die 45-Jährige? (…) Der Schluss der Rede Melonis, lautstark vorgetragen, war eine Art Kurzfassung ihrer politischen Überzeugungen: “Ja zur natürlichen Familie – nein zur LGBT-Lobby. Ja zur Kultur des Lebens, nein zu Abtreibungen. Ja zu christlichen Prinzipien, nein zu islamistischer Gewalt. Ja zu sicheren Grenzen, nein zu Masseneinwanderung. Ja zu unseren Mitbürgern, nein zur internationalen Finanzwelt. Ja zur Unabhängigkeit der Völker, nein zu den Bürokraten in Brüssel.”Das sind die Töne, auf die sich die europäischen Partner bei einer Ministerpräsidentin Meloni einstellen müssten. Zumindest an einem Punkt aber ist Meloni auf EU-Linie: Im Ukraine-Krieg steht sie an der Seite Kiews, sie verurteilt den, wie auch sie sagt, “russischen Angriffskrieg”.

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Von <a rel=”nofollow” class=”external text” href=”https://www.flickr.com/people/140703387@N02″>Vox España</a> – <a rel=”nofollow” class=”external text” href=”https://www.flickr.com/photos/voxespana/51915932680/”>CPAC 2022 con Hermann Tertsch y Victor Gonzalez.</a>, CC0, Link