Einfluss auf die Medienlandschaft in Afrika wächst. Mit eigenen Sendern verbreitet man Propaganda und schult eigenes Personal. In den Außenministerien von Russland und Uganda ist man sich einig: Ugandische Journalisten sollen zu Trainings ins Hauptgebäude des russischen Staatssenders Russia Today (RT) nach Moskau eingeladen werden. Außerdem soll Uganda Frequenzen freigeben, um das englischsprachige Programm von RT in Uganda auszustrahlen, „inklusive RT-Signalen für Hotels und Pay-TV“. Rossija Sewodnja, die staatliche Nachrichtenagentur Russlands, zu der auch das Staatsradio Sputnik gehört, sollen zudem eng mit den ugandischen Staatsmedien zusammenarbeiten. Konkret: Sie sollen „Inhalte auf Englisch teilen, um das gegenseitige Verständnis der Menschen in den beiden Ländern“ zu intensivieren. All das steht in einem geheimen Strategiepapier aus dem Jahr 2018, das der taz vorliegt. Es handelt sich dabei um ein Memorandum of understanding zwischen den Regierungen von Uganda und Russland. Es wurde von den Außenministerien beider Staaten unterzeichnet. Im Schreiben ist formuliert, in welchen Punkten Moskau die bilateralen Beziehungen zu Uganda ausbauen will. Das ostafrikanische Land ist auf dem Kontinent einer der engsten Partner Russlands. In dem Strategiepapier ist der Ausbau der Beziehungen im Bereich Telekommunikation und Massenkommunikation als erste Priorität genannt. Noch vor der Erschließung wichtiger Rohstoffe wie Uranvorkommen. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit bei der Satelliten- und Übertragungstechnologie für Telekommunikationsunternehmen. Denn als die Europäische Union (EU) im März 2022 die russischen Staatsmedien Sputnik und RT innerhalb Europas abgeschaltet hatte, gingen auch in Afrika die RT-Kanäle offline. Der Grund: RT nutzte europäische Firmen wie das Luxemburger Unternehmen Intelsat, das über seine Satelliten das RT-Programm nach Afrika ausstrahlte. Es dauerte jedoch keine zwei Monate, bis RT auf dem Kontinent wieder online ging. Diesmal mit Hilfe aus China. Das chinesische Pay-TV-Unternehmen StarTimes, das in Afrika den Markt dominiert, räumte dem russischen Sender Frequenzen frei. Radio Lengo Songo, das „russische Radio“ Seitdem baut der Moskauer Propagandasender seine Präsenz in Afrika stetig aus. Zunächst hatte RT wohl im Visier, ein Afrika-Korrespondenten-Büro in Kenias Hauptstadt Nairobi zu eröffnen, wo viele westliche Korrespondenten präsent sind. Im Juli 2022 kündigte ein RT-Sprecher schließlich an: „Wir konzentrieren uns derzeit in der Tat auf die Entwicklung unseres englischsprachigen Afrika-Hubs in Südafrika.“ (…) Auch in den sozialen Medien machen Personen mit hoher Reichweite Stimmung für Russland. Etwa die Aktivistin Nathalie Yamb, die auch Madame Sotschi genannt wird und knapp 235.000 Follower bei Twitter hat. Während des Afrika-Russland-Gipfels 2019 sagte sie, Frankreich würde Afrika noch immer als sein Eigentum bezeichnen. Einige ihrer Tweets werden mehr als 100.000 Mal geteilt. Der Franko-Beniner Kémi Séba ist dagegen vor allem auf Instagram und Face­book präsent, wo ihm über eine Million Menschen folgen. Er forderte vergangenen Oktober im Institut für Internationale Beziehungen in Moskau eine faire Partnerschaft zwischen Russland und Afrika. Der Tenor solcher Posts ähnelt sich: Europa hat Strategien, um Afrika auszubeuten, und mischt sich in interne Angelegenheiten ein. Manchmal gehen die Anschuldigungen sogar so weit, dass der einstigen Kolonialmacht Frankreich Verstrickungen in den Terrorismus im Sahel vorgeworfen werden. Häufig sind es Facebook-Posts oder Links, die in unzähligen WhatsApp-Gruppen zirkulieren. Der Ursprung dieser Inhalte lässt sich oft nicht überprüfen. Auch Trollfabriken etwa in Ghana sollen laut Informationen von Facebook und Twitter ihren Anteil an dieser Desinformation haben. In Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, wird diesen Inhalten in sozialen Medien mehr getraut als jenen von französischen Medien.

via taz: Russische Propagandasender in Afrika :Putins Charme-Offensive Russlands