Das Demokratie-Zentrum warnt: In bürgerlicher Tarnung unterwandern Rechtsradikale zunehmend zivile Institutionen in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Besuch in Jamel und anderen Dörfern, in denen Rechtsextremisten offen aktiv sind – als Dachdecker, Gärtner oder Hüpfburgen-Verleiher. Ich werde langsam zu alt für solchen Scheiß, die Nase im Dreck, das Knie im Nacken und die knackenden Schultergelenke, wenn sie dir ‚helfen‘ aufzustehen.“ Sven Krüger (49) aus Jamel meldet sich nach den Hammerskins-Razzien, die auch auf seinem Anwesen in Jamel (Nordwestmecklenburg) stattfanden, in seiner Facebook-Gemeinde zu Wort. Und erntet Zuspruch. Es „gibt ein Leben nach dem Verbotsverfahren“ schreibt er und die Kommentare lauten: „Halt durch“; „Weiter so!“. Polizisten haben am 19. September nach dem Verbot der Neonazi-Organisation Hammerskins auch fünf Immobilien in Jamel, Anklam und auf Usedom durchsucht – unter anderem auf dem Grundstück des Neonazis und Abrissunternehmers Krüger und anderer Rechtsradikaler in Jamel. Dabei wurden Waffen, Sprengstoff und rechtsnationale Devotionalien sichergestellt. Der Handwerker Krüger ist der wohl prominenteste Kopf der Nazi-Szene in MV. Er ist aber auch derjenige, der gern den Kopf hinhält in einem rechten Netzwerk in MV, das in zivilgesellschaftliche Institutionen eindringt und seine Gesinnung verbreitet. „Graswurzelarbeit“, nennt sich das in der Szene. Eines der wichtigsten Standbeine ist das rechtsgesinnte Handwerker-Netz von Grevesmühlen bis Usedom. Beispiele gibt es zur Genüge. Allein in Jamel, Gemeinde Gägelow, logiert gegenüber von Krügers Abrissunternehmen der Ostsee-Hüpfburgen-Verleih von Steffen Meinecke. Über den sagt Birgit Lohmeyer, Organisatorin von „Jamel rockt den Förster“: „Das ist der nette Nazi von nebenan. Der ist bedenklich, weil er mit seinen Hüpfburgen Feuerwehr- und Kinderfeste ausstattet und direkt an die Kinder rangeht.“ (…) Mit Krüger vernetzt sind ein Estrichleger bei Grevesmühlen, ein Maurer in Gützkow, ein Dachdecker in Anklam, ein Gärtner bei Sternberg, ein Bauunternehmer in Wolgast, ein Tankstellenpächter in Lübtheen, ein Baumschneidedienst bei Parchim, ein Schmied bei Teterow. Das haben Rechercheure der Regionalzentren für demokratische Kultur herausgefunden.

via ostseezeitung: Im Netz der Nazi-Handwerker: Wie rechtsextreme Aktivisten in MV erfolgreich sind

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