Schon wenige sogenannte Social Bots können ausreichen, um in einem Netzwerk die Stimmung zu lenken. Dies fand ein interdisziplinäres Team der Universität Duisburg-Essen (UDE) bei Forschungen zum Einfluss dieser Softwareroboter in sozialen Medien heraus, wie die Hochschule am Montag mitteilte. Die Ergebnisse wurden im “European Journal of Information Systems” veröffentlicht. Social Bots sind Computerprogramme, die in sozialen Medien wie echte Nutzer agieren und automatisiert Botschaften verbreiten. Vermutungen zufolge sollen sich mit Bots Themen künstlich intensivieren und Debatten verfälschen lassen. Demnach könnten sie auch politische Wirkung entfalten, was beispielsweise bei der bevorstehenden Europawahl befürchtet wird. “Wie stark Bots Nutzer beeinflussen können, war bislang nicht nachzuweisen, weil die wissenschaftlichen Methoden fehlten”, erklärte der UDE-Informatiker und Projektleiter Björn Ross. “Wir haben daher ein Netzwerk mit tausend virtuellen Akteuren simuliert und angenommen, dass die Meinungen zu einem Thema 50 zu 50, positiv und negativ, sind. In der Hälfte der Fälle gewinnt eine Seite die Oberhand – ohne dass Bots im Spiel sind.”
Der Co-Autor German Neubaum verwies in diesem Zusammenhang auf Erkenntnisse zur sogenannten Schweigespirale. Aus der Forschung sei bekannt, “dass Menschen sich weniger trauen, ihre Meinung zu vertreten, wenn sie sich damit in der Minderheit wähnen”. “Deswegen haben wir untersucht, wie Bots eine solche Spirale auslösen können.” Dabei fand das UDE-Team heraus, dass bereits eine geringe Anzahl von zwei bis vier Prozent Bots erreichen könnten, dass Nutzer in einer kontroversen Diskussion lieber still sind. Dadurch steige die Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent auf zwei Drittel, dass sich die von den Robotern unterstützte Meinung durchsetze. Es entstehe ein falscher Eindruck der Stimmungslage.
via standard: Schon wenige Social Bots können Stimmung in Netzwerk lenken
siehe auch: Are social bots a real threat? An agent-based model of the spiral of silence to analyse the impact of manipulative actors in social networks. Information systems such as social media strongly influence public opinion formation. Additionally, communication on the internet is shaped by individuals and organisations with various aims. This environment has given rise to phenomena such as manipulated content, fake news, and social bots. To examine the influence of manipulated opinions, we draw on the spiral of silence theory and complex adaptive systems. We translate empirical evidence of individual behaviour into an agent-based model and show that the model results in the emergence of a consensus on the collective level. In contrast to most previous approaches, this model explicitly represents interactions as a network. The most central actor in the network determines the final consensus 60–70% of the time. We then use the model to examine the influence of manipulative actors such as social bots on public opinion formation. The results indicate that, in a highly polarised setting, depending on their network position and the overall network density, bot participation by as little as 2–4% of a communication network can be sufficient to tip over the opinion climate in two out of three cases. These findings demonstrate a mechanism by which bots could shape the norms adopted by social media users.