Update “Zeitrekord eingestellt”, verkündete am Sonntagmittag um halb eins die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Der am Mittwoch in Frankreich gestartete Castor-Transport war da seit mehr als 92 Stunden unterwegs. Und somit schon etwas länger als der Atommüllzug im Vorjahr. Nur im Schritttempo und immer wieder durch Blockaden gestoppt, näherte sich der 600 Meter lange Zug am Sonntagabend Dannenberg. Hier sollen heute die elf Castorbehälter von den Waggons auf Tieflader gehievt werden. Die letzte Etappe führt dann voraussichtlich an diesem Montagmorgen zum 20 Kilometer entfernten Zwischenlager Gorleben. In der Nacht zum Sonntag hatte die Polizei damit begonnen, eine Gleisblockade bei Harlingen zu beenden, an der sich zeitweise mehr als 4000 Castor-Gegner beteiligten. Sie bescheinigten den Beamten bei der Räumung Zurückhaltung. Erst in der Endphase in den frühen Morgenstunden wandten einige Polizisten schmerzhafte Griffe an, wie Betroffene schilderten. In den Vortagen waren Demonstranten und Beamte mehrfach heftig aneinandergeraten, wobei sich beide Seiten gegenseitig Aggressivität und Gewalt vorwarfen. (…) Ein weiteres Hindernis konnte die Polizei ebenfalls beseitigen. Bei Lüneburg hatten sich sieben Greenpeace-Aktivisten an den Schienen festgemacht. Die Arme der Umweltschützer steckten in einer Vorrichtung unter den Gleisen. „Wir haben die Befestigung etwas perfektioniert“, so Greenpeace-Sprecher Tobias Riedl. Über Stunden bekam die Polizei die Umweltschützer nicht frei. Beamte und Bahntechniker schraubten schließlich Schienen von den Schwellen und trennten mit Schweißbrennern zehn Meter lange Stücke aus dem Metall, von denen sie dann die Blockierer lösten. Noch mehr Kopfzerbrechen bereitete den Einsatzkräften eine weitere Gleisblockade – nahe Hitzacker schlossen sich drei Bauern und eine Bäuerin an einer Betonpyramide fest, die Unterstützer unbemerkt von den Beamten an die Schienen geschafft hatten. „Diese Pyramide hatten wir noch vom letzten Jahr“, so einer der Landwirte. „Die musste dann ja noch benutzt werden.“ Beim Versuch, die Bauern aus der Pyramide zu lösen, kamen die Beamten bis Sonntagabend noch nicht viel weiter. Im Gegenteil: Die innere Konstruktion der Pyramide hatte sich etwas abgesenkt und verkantet. Dadurch wurde der Arm der Frau eingeklemmt. Die Polizisten versuchten daraufhin, die Pyramide zu stabilisieren, und verfolgten mit Endoskopen, wie es im Inneren aussieht. Die Bauern machten schließlich ein Angebot: Wenn Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) einen Baustopp für Gorleben verfügt, wollen sie ihre Blockade selbst beenden. In der Pyramide, auf deren Seite die Namen der großen Energiekonzerne standen, steckte eine zweite und in der zweiten eine Strebenkonstruktion aus Metall, an die sich die Bauern angeschlossen hatten. Flankiert wurden die Proteste an und auf den Schienen von zahlreichen kleineren Aktionen. Castor-Gegner blockierten immer wieder Straßen, Kreuzungen und Kreisel. In einem Fall kippten sie zwei Wagenladungen Kies, anderenorts eine Fuhre Schottersteine auf die Fahrbahn.
via tagesspiegel: Castor-Transport kommt nur schleppend voran
siehe auch: Atomgegner fahren schweres Geschütz auf. Der Atomausstieg ist beschlossene Sache, doch immer noch gehen Umweltaktivisten auf die Barrikaden. Im Wendland ketten sich mehrere Hundert Menschen an die Gleise, um den Castor-Transport zu blockieren. Insgesamt protestieren 3000 Aktivisten. Castor-Gegner blockieren nach wie vor die Gleise im Wendland. Nach Auflösung der bisher größten Sitzblockade bei Harlingen mit etwa 3000 Aktivisten in der Nacht zu Sonntag muss die Polizei nun eine kleinere Blockade von Atomkraftgegnern bei Hitzacker, vier Kilometer vor der Castor-Verladestation in Dannenberg, auflösen. Dort und auch bei Vastorf östlich von Lüneburg haben sich noch einzelne Aktivisten an die Gleise gekettet. Nach Beobachtungen eines dapd-Reporters vor Ort begannen Beamte bei Hitzacker, Werkzeug für die Räumung einer kleinen Beton-Pyramide auf dem Gleis bei Hitzacker heranzuschaffen; Castor kriecht auf den letzten Kilometern. Der Castor ist kurz vor seinem Ziel – doch Atomkraft-Gegner blockieren hartnäckig die Gleise und zwingen den Zug immer wieder zum Anhalten. Der bisher langwierigste Atommüll-Transport wird voraussichtlich erst am Montag in Gorleben eintreffen. Auf der letzten Etappe planen die Demonstranten weitere Aktionen.